Shpëtim Selmani: Manifest des Überlebens

„Zunächst. Verabschiedet euch von dem ungezügelten Wunsch, gegen die Armut zu sein. Lasst sie in euch strömen. Und versucht nicht, glücklich zu sein. Entledigt euch dieses uralten Tieres. Vergesst nicht die Kraft, das Blut in den Knien und die Sonne, die verschwindet und wiederkommt, verschwindet und wiederkommt, verschwindet und wiederkommt … ihr großes Bedürfnis, eure ewigen Gesichter zu wärmen.“ Bislang ist der kosovarische Schriftsteller Shpëtim Selmani hierzulande hauptsächlich als Prosaautor bekannt (Notizbuch der Liebe), dass er auch ein an der Beat Generation und den Dichtern Südosteuropas geschulter Lyriker ist, kann man endlich in diesem eindrücklichen Gedichtband entdecken. Das Manifest des Überlebens berichtet von den Widrigkeiten des Lebens als Künstler und Familienmensch, der versucht, sich finanziell, psychisch und philosophisch in einer schwierigen Lebensrealität durchzuschlagen. Es ist ein Schrei der Klage und der Liebe eines Individuums, einer Generation, und damit dem großen Howl von Allen Ginsberg verwandt.

Die Übersetzung des Bandes stammt wieder von Zuzana Finger, die schon das Notizbuch der Liebe aus dem Albanischen übertragen hat.

Shpëtim Selmani: Manifest des Überlebens. Gedichte aus dem Albanischen von Zuzana Finger, 82 Seiten, Preis: 12,- € – ab sofort lieferbar

Shpëtim Selmani, geb. 1986, ist ein Schriftsteller und Schauspieler aus dem Kosovo. Zu seinen Büchern zählen: Shënimet e një Grindaveci (Aufbrausende Notizen, 2015), Selected Poems 2010-2017 – Poetry in Time of Blood and Despair (Multimedia, Prishtina, 2017) und Libërthi i dashurisë, das 2019 bei Armagedoni in Prishtina erschienen ist, die deutsche Ausgabe folgte 2021 unter dem Titel Notizbuch der Liebe in der parasitenpresse. Dafür ist er 2020 mit einem der Literaturpreise der Europäischen Union ausgezeichnet worden. Zuletzt erschien 2022 bei Dukagjini, Prishtina, Balada e buburrecit (Ameisenballade). 2023 erhielt er den Crystal Vilenica Award.

Zuzana Finger, geboren 1959 in Šaľa (Tschechoslowakei), lebt in Wilhelmshaven. Übersetzt aus dem Albanischen, Tschechischen, Slowakischen, Slowenischen und Serbischen. Zuletzt: Suzana Tratnik, Die Pontonbrücke, Tübingen 2023.

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