Garstigkeit und Güte

„Um vorab nicht in Oberflächlichkeiten zu verfallen, dieser Band räumt auf mit Satireklischees oder oben genannten Kategorien (vor allem Kategoriendenke) – die im Grunde nichts über die Literarizität von zu Anlässen produzierten Texten aussage. Denn Kreis’ Texte, egal zu welchem Anlass und auf welcher Bühne, ob im Internet oder einem Journal, sind von sehr eigener, sehr prächtiger Melancholie geteebeutelt, die man ihnen sofort & gerne abnimmt“, schreibt Jonis Hartmann über Der grundsympathische Blick des Norman Bates von Christian Kreis bei Textem.
Und weiter: „Sie sind dennoch erfolgreich, bescheren beispielsweise Slam-Meisterschaften, Schreibstipendien, Zuschauerzahlen oder entstehen als Reiseberichte im Nachhinein, Protokolle, installieren die schreibende Person Christian Kreis. Ihr zu folgen, allen Figuren, jener [katholischen] Freundin, dem Kumpel Peter von der Lesebühne, den knappen Errungenschaften, den ‚grundanalytischen Blicken‘ auf den alltäglichen Noise, bringt Spaß, bringt näher, was in anderen Formaten (Satirezeitschriften, Blödeleienkommentaren etc.) definitiv verloren wäre […]. Hier hat man es hingegen mit einem veritablen Buch zu tun, das Kreis zu schreiben versteht. Sehr verdichtet, ohne Manierismen, versprachlicht es Entwicklungen, Ängste, Begegnungen, Strömungen, Plaudereien auf solide bis brillante Weise – jene Schreibfigur Kreis ist eine authentische im besten Sinne. Seine Schreibe steckt voll ökonomischer Garstigkeit wie zuverlässiger Güte. ‚Ich kaufte sogar einen Wanderführer. Und ja, würde man dabei nicht gehen müssen, wäre Wandern eigentlich ganz schön.‘
Lyrisches Selbstverständnis, Überlebenszwänge der Schreibexistenz sind die Folien, vor denen politische Verwerfungen, heftige Beobachtungen von Alltagsverhalten, Nachbarschaften seziert werden. An Selbstironie fehlt es nicht, sodass Der grundsympathische Blick des Norman Bates bei all seiner Derbheit, manchmal auch Wurstigkeit der Dringlichkeit, nie belehrend oder selbstgerecht erscheint. Das ist nicht leicht, hebt sich wohltuend ab von einschlägiger Satire, schlägt vielmehr auf der Seite von Pfundsliteratur, die kommunikativ & ohne Leerlauf operiert, ‚das fällt ja nicht vom Himmel, das muss man sich verdienen‘. Eben.“

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