Ihre Gedichte treffen

„Mira Mann freut sich spür- wie sichtbar aufs nächste Schreiben. Zwei Dinge sind abgeschlossen: ihr dritter Gedichtband mit Titel Kontrolle wie auch – nach Ich mag das (2019) und Schau mich an (2021) – ihr drittes Musikalbum weich. ‚Es ist so gut, loszulassen und von vorne zu beginnen‘, sagt sie. Wenn von ihr Sätze fallen wie: ‚Ich schreibe für mich; ich schreibe, weil ich muss; es tut mir gut, zu schreiben‘, dann sind die nicht einfach so zu nehmen. Dann stehen die bereits sehr in Kontakt mit dem, was sie künstlerisch tut. Mira Mann konfrontiert mit sich und das immer wieder. Diese Entscheidung hat sie fürs Erste getroffen wohl ahnend, dass das Publikmachen ihrer Texte, diese ihre eigenen Wege gehen lässt. Ihre Gedichte treffen. Und das tut auch ihre Musik. Tun auch ihre Videos, die beinahe körperlich wirken (eingefangene Hitze, sichtbare Trockenheit, Mira Manns Gesicht hinter einer dünnen Plastikfolie, süßeste Kirschen, die in Richtung ihres Munds wandern…). Das hat auch mit klar gesetzten, unverstellten Worten, auch mit sinnlichen Trigger-Momenten zu tun. Mira Mann lässt die Präsenz ihrer Wahrnehmungen und ihres Körpers ziemlich ungeschützt in ihre Gedichte, Songtexte einfließen. Das Performative, das allem, auch dem gedruckten Wort, innewohnt, kreiert Kräfte. Sie hat ihren eigenen Sound. ‚Ja, den habe ich jetzt gefunden‘, sagt sie und da schwingt die Zeit des Suchens noch mit.“ Der ganze Text von Katrin Diehl über ihre Begegnung mit Mira Mann ist nachlesbar auf den Literaturseiten München.

Adrian Kasnitz: Im Sommer hatte ich eine Umarmung

Mit Im Sommer hatte ich eine Umarmung legt Adrian Kasnitz nach Glückliche Niederlagen (2016) endlich wieder einen größeren Gedichtband vor. Darin fragt er nach den menschlichen und zwischenmenschlichen Dingen, die sich in der krisenreichen Zeit (Klimakatastrophe, Pandemie, Krieg) verkompliziert und verschoben haben. Er versucht Distanzen zu überwinden und probiert Nähen aus. Vermischt sind die tastenden Bewegungen mit Fragen nach der Welt, in der wir leben (möchten), nach Macht und Herkunft: „Mein Vater arbeitete in vielen Fabriken / dieser Stadt. Nie blieb er lange und immer / hielt man ihn für einen Idioten.“

Politische Gedichte finden sich neben Gedichten zur Corona-Zeit und zu den Versuchen, wieder in eine Normalität zu finden:

Der Band wird am 13. März im Literaturklub (gemeinsam mit Mira Mann), am 16. März in Berlin (gemeinsam mit Alexander Rudolfi), am 24. März in Hannover (gemeinsam mit Wassiliki Knithaki, Sünje Lewejohann und Alexander Rudolfi), am 25. April in Halle (gemeinsam mit Olav Amende, Christian Kreis und Mira Mann) und am 28. April in Leipzig (bei Books & Beers) vorgestellt. Weitere Termine folgen.

Adrian Kasnitz: Im Sommer hatte ich eine Umarmung. Gedichte, 90 Seiten, Preis: 14,- € – ab sofort lieferbar

Adrian Kasnitz, an der Ostsee geboren, aufgewachsen in den westfälischen Bergen, Studium in Köln und Prag, lebt als Schriftsteller, Herausgeber und Veranstalter in Köln. Von ihm erschienen zuletzt die Gedichtbände Kalendarium #1 bis #8 (parasitenpresse 2015-2022) und Glückliche Niederlagen (Sprungturm 2016), der zweisprachige Prosaband Pierre Huyghe hired me (parasitenpresse 2019) sowie der Roman Bessermann (Launenweber 2017). 2020 wurde er mit dem Dieter-Wellershoff-Stipendium der Stadt Köln ausgezeichnet. Seit 2019 kuratiert er im Team das Europäische Literaturfestival Köln-Kalk (ELK).

Mira Mann: Kontrolle

Mit Kontrolle erscheint nun der dritte Gedichtband der Münchner Dichterin und Musikerin Mira Mann. In den drei Teilen des Bandes tastet sie sich schreibend vor in einer brüchigen Welt, auf der Suche nach neuen Sicherheiten, lotet Bindungen aus und stellt immer den Körper in den Mittelpunkt ihrer Wahrnehmung. Sie schreibt:

Ich schreibe, um Luft zu kriegen. Ich schreibe für meinen Körper.

Ich schreibe, um die Distanzen wieder zu erkennen, was ist nah, was ist fern.

Mein Körper, aufgerissen, keine Grenzen mehr, ich schreibe, um meine Grenzen wieder hochzuziehen.

Ich schreibe für Perspektivwechsel, üben, wo anders hinzuschauen.

Die Ruhe meines Studios, Staub, kaum Tageslicht, fünf kleine Halogenlampen über meinem Schreibtisch, ich bringe Bildbände mit, ich öffne sie, ich scanne die Bilder mit meinem Blick, ich taste sie ab.

Mira Mann: Kontrolle. Gedichte, 58 Seiten, Preis: 12,- € – ab sofort lieferbar

Mira Mann ist Autorin, Musikerin und Bookerin. Nach Gedichte der Angst und Komm einfach ist Kontrolle ihr dritter Lyrikband bei der parasitenpresse. Mit ihrer Arbeit erforscht sie die performativen Möglichkeiten von gesprochenem und geschriebenem Wort und Grenzbereiche zwischen Text, Körper und Musik. Mit der Gründung ihrer ersten Band candelilla (2001 – 2017) und der Realisation ihrer ersten eigenen Veranstaltungen 2001 positioniert sie ihr Schaffen im Kontext von Subkultur und (Pop-)Musik. Heute ist sie Kuratorin für Festivals wie das Frameworks Festival und betreibt ihre eigene Konzertreihe Intimacy Quarterly. Ihr Schreiben setzt bei ihrem Körper an, verortet sich radikal verletzlich im Grenzbereich von Macht und Ohnmacht.

Kontrolle bildet die Textgrundlage zu ihrem Debütalbum weich (Feb 2023, Euphorie Rec.) und ist in einer anderen Form auch als Literaturbeilage der 29. Ausgabe von Das Wetter – Magazin für Text und Musik erschienen.

Lyrikhefte-Paket

Acht Lyrikhefte der neuen Serie gibt es mittlerweile. Zuletzt erschien verlassene Hunde von Jonas Linnebank, der den Band am 14. November im Literaturklub Köln vorstellen wird. Aus diesem Anlass haben wir ein Lyrikhefte-Paket geschnürt, in dem neben dem aktuellen Band auch Hotel Rhizom von Sandra Klose (Bd. 107), Sid Wischi Waschi von Veronique Homann (106), es sich schön machen von Tobias Schulenburg (105), Komm einfach von Mira Mann (104), Dammbruch von Roman Paul Widera (103), Gedichte der Angst von Mira Mann (102) und Reise in den Schweiss von Vera Zlatic (101) enthalten sind. Dazu legen wir eins er älteren, handgefertigten Lyrikhefte (zufällige Auswahl aus dem Lagerbestand). Das alles gibt es für 60,- € portofrei (auch international), zu bestellen über unser Online-Bestellformular.

Lyrikhefte

Komm einfach in der Spex

„Nachdem Mann Anfang 2019 in Gedichte der Angst eine Krankheitsdiagnose verarbeitet hat, liest sich Komm einfach wie die Fortsetzung des eigenen Heilungsprozesses. Gerade in Pandemiezeiten bekommt der Band eine neue Aktualität, dreht er sich doch darum, wie es ist, die Welt und den Körper mit neuen Augen zu erkunden und zu sehen“, schreibt Jessica Hughes im Covid-Logbuch in der Spex. Außerdem empfiehlt sie unser Abo: „Dass man Print- und Online-Magazine derzeit besonders mit Abos unterstützen kann, ist klar. Gleiches gilt allerdings auch für viele kleine Verlage, wie z.B. die Parasitenpresse. Wie wäre es, regelmäßig mit einem Lyrikheft im Briefkasten überrascht zu werden?“

Cover Mann Komm

Mira Mann: Komm einfach

Nach Gedichte der Angst legt die Münchner Autorin und Musikerin Mira Mann nun einen zweiten Gedichtband vor. Komm einfach beschreibt den Sommer 2019 und – liest man ihn als Fortsetzung des ersten Bandes – ist der Versuch, das Leben, den Alltag, die kleinen Dinge neu zu betrachten und als etwas Wertvolles anzunehmen. Alles mit neuen Augen zu sehen. Alles wie mit einem neuen Körper zu tun. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Corona-Zeit bekommt das Buch eine andere Aktualität: die Erfahrung, zum ersten Mal nach längerer Zeit wieder im Park zu sitzen und sich einfach darüber zu freuen, dass man es noch / wieder kann, manche gerade viele.

Komm einfach. Ausatmen ausatmen ausatmen, warten, dass alles stillsteht. Sonne, sanfte frische Sonne. Komm einfach, keine Grenze, keine Gefahr. Komm einfach zu mir und dann bleib Haut an Haut. Wir fangen an zu entspannen. Wir spüren die Kraft, den Platz, den Spielraum. Hey Baby das ist der Sommer an der Küste mit der Luft und dem Wind und den leichten Tagen. Kleine Wasserkörner liegen in der Luft, kühl. Wir sitzen rum und schauen und warten zwanzig Minuten. Der leichte Muskelkater im Nacken. Ich leg den Kopf schief, ich dehne. Ich spüre den hellen schönen Schmerz. Mein Körper ganz da, unerforscht, wechselhaft. Mein Körper dein Körper verändert sich ständig. Und du streichst über meine weichen Stellen und Spucke und Zähne. Und Sonne Sonne Sonne. Sanfte frische Sonne. Wasser. Luft. Komm einfach, keine Grenze, keine Gefahr. Komm einfach zu mir und dann bleib Haut an Haut.

Mira Mann: Komm einfach. Sommer 2019, 32 S., Preis: 7,- € (Lyrikheft Bd. 104) – ist ab sofort lieferbar

Cover Mann Komm

 

Mira Mann ist Autorin und Musikerin. Sie ist Gründungsmitglied der Postpunk-Band Candelilla (2001-2017), mit der sie drei Alben veröffentlichte. Sie schreibt Texte für diverse Magazine und Zeitungen, macht monatlich die Sendung Text + Musik für Radio 80000 und arbeitet als Bookerin für Clubs und Festivals. Im Herbst 2019 veröffentlichte sie ihr Solodebüt Ich mag das, eine musikalische Interpretation ihrer Gedichte der Angst beim Wiener Label Seayou Rec. und spielte Konzerte in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Komm einfach ist Manns zweiter Gedichtband. Sie lebt und arbeitet in München.