Hering mit Honig

„Dieses Buch ist wie Schokolade mit Chili, wie Hering mit Honig, eine Mischung widersprüchlicher Komponenten, die sich einzeln herausschmecken lassen – als Pendant für widersprüchliche Gefühle dieses Riesenland Russland betreffend. Etwas Liebe dazu möchte schon da sein, um die ironisch, satirisch, sarkastischen Texte von Alexander Estis zu genießen“, schreibt Irmtraud Gutschke über das Handwörterbuch der russischen Seele von Alexander Estis. Die ganze Besprechung kann jetzt auf literatursalon.online nachgelesen werden.  

Roland Schappert: Du fällst mir leicht

Geht es Ihnen auch so, dass sie bei Möhre gar nicht mehr zuerst an das Gemüse sondern an die U-Bahn-Station in Berlin denken? Die Gedichte in Du fällst mir leicht von Roland Schappert jonglieren mit sprachlichen Versatzstücken und arrangieren sie neu. Sie sind der täglichen Aktualisierung von Sprache auf der Spur und loten den fließenden Bereich zwischen der Freiheit der Rede / Freedom to speak und dem sorgfältigen Abwägen von Sprache, die immer auch Machtkonstellationen ausdrückt.

Am 2. Oktober 2020 diskutieren Roland Schappert und Ilka Helmig mit NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen und dem Vorsitzenden des Kulturrates NRW, Gerhart Baum über Nach der Krise: Durchstarten!, im Künstlerverein Malkasten in Düsseldorf (18 Uhr). Die Buchpremiere findet am 14. Oktober im Kunstverein Essen statt (19 Uhr).

Roland Schappert: Du fällst mir leicht. Gedichte, 78 Seiten, Preis: 12,- € – ist ab sofort lieferbar

Roland Schappert, der flackerndes Licht in Köln erblickte, ahnt lange nichts von Kunst und Fragen der Identität. Mehrdeutigkeiten und Unmöglichkeiten der Sprache, die er selbst nie erreicht, die interessieren ihn schon. Widersprüche nicht unbedingt als Vertrauensverlust zu werten und dabei weder in Lähmung noch Gleichschaltung zu verfallen, wäre doch ein Leben wert.

Eva Brunner: Achtung, die Naht

Identität ist eine Textur, die immer wieder neu produziert wird, durch Erzählen, Erinnern und Zukunftsentwürfe. Widersprüche, Zweifel und verschiedene Stimmungen lassen das Gebilde rissig werden, auch kann es, je nach Blickwinkel, in ganz unterschiedlichen Farben aufleuchten. Ein stabiler Stoff scheint hilfreich. Doch wie beeinflusst seine Beschaffenheit andere Menschen, die Gesellschaft und Umwelt? Wie bleiben Nähte reißfest, die über den einzelnen Flicken hinausgehen? Welche Verbindungen sollten besser aufgetrennt werden? Diesen Fragen geht Eva Brunner in ihrem Debütband Achtung, die Naht nach.

„Diese Gedichte verwischen ihre Spuren, während sie klare Bilder aufrufen, sodass wir nicht umhinkommen, jeder falschen Fährte bereitwillig zu folgen. Das aufgespannte Sicherheitsnetz, seine zarten Fäden sind zu verlockend. Dennoch haben wir es hier keinesfalls mit Gedichten zu tun, die uns mit wenig zurücklassen“, schreibt Yevgeniy Breyger über die Gedichte.

Eva Brunner: Achtung, die Naht. Gedichte, 62 S., Preis: 10,- € – ist ab sofort lieferbar

Cover Brunner

Eva Brunner, geboren 1980 in Siegen, studierte in Bochum, Berlin und Berkeley. 2015 wurde sie mit einer Arbeit über Confessional Poetry an der Humboldt-Universität promoviert. Sie arbeitet als Redakteurin in einer Berliner Kommunikationsagentur und wohnt in Uppsala/Schweden.

 

 

 

Ilse Kilic / Fritz Widhalm: ich rede schon wieder

„es wird sich nichts einrenken / es wird nichts gut gehen“ schreiben Ilse Kilic und Fritz Widhalm. Die Gedichte in dem Lyrikheft ich rede schon wieder kreisen um das Älterwerden, um die ablaufende Zeit. Dennoch ist der Wunsch da nach dem „mehr! mehr!“ Selbst wenn alles in der Schwebe ist, zwischen „nein / ja / ich weiß nicht“, zwischen dem gesagten Ja und dem gemeinten Ja. Es sind die Widersprüche, die die Existenz befeuern: „so lebe ich / aufbrausend friedlich“ heißt es an einer anderen Stelle. Neben die Reflexion über das Sein tritt das Nachdenken über das Schreiben: „ich rede schon wieder / umgarne / mit schief laufenden fäden / die alltägliche ferse.“ Hier ist das Schreiben Rüstzeug und verwundbarster Punkt zugleich. Das Schreiben ist Anreden gegen das Verstummen.  Das Schreiben ist ansteckend, denn es wandert beim gemeinsamen Dichten von Ilse Kilic zu Fritz Widhalm und zurück.

Ilse Kilic, geb. 1958 in Wien. Bewohnt gemeinsam mit Fritz Widhalm das Fröhliche Wohnzimmer (www.dfw.at). Zahlreiche Veröffentlichungen, zuletzt: Das sich selbst lesende Buch (Ritter Verlag 2016) und Wie der Kummer in die Welt kam (ebenda 2013).

Fritz Widhalm, geb. in Gaisberg, Niederösterreich, seit 1976 in Wien. Zahlreiche Veröffentlichungen, zuletzt: Heute. Ein letztes Buch (Klever Verlag 2016) und :Huch. Der Comix (das fröhliche wohnzimmer 2014).

Viele Texte entstehen gemeinsam, so z.B. der mittlerweile neun Bände umfassende autobiographische Verwicklungsroman, der seit 1999 in der edition ch erscheint. Außerdem betreiben Ilse Kilic und Fritz Widhalm Wohnzimmergalerie und Glücksschweinmuseum in Wien.

Ilse Kilic / Fritz Widhalm: ich rede schon wieder. Gedichte, 14 Seiten, Preis: 7,- € (Lyrikreihe Bd. 035) – ist ab sofort lieferbar!

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