Nichts als Illusionslosigkeit?

„In Sprachbildern von eigener Art sucht Shemoelof auch Hoffnungsbilder, denn er möchte von ’sterblichen Worten‘ nicht lassen, im Wissen darum, dass nicht nur das Leben, sondern auch die Gedichte darüber von der Endlichkeit bezeichnet sind. Damit distanziert das lyrische Ich den erhabenen Ton, der Dichtung eine Form von Ewigkeit zuweist. Bleibt also nichts als Illusionslosigkeit?“, schreibt Thorsten Paprotny in einer Besprechung auf rezensionen.ch über Das kleine Boot in meiner Hand nenn ich Narbe von Mati Shemoelof. Einzig die ‚verwaiste Liebe‘ dauert fort, stimmt ein Lied an, das die Seelen der Toten tanzen lasse. Auch der Dichter, einem ‚Fischer am Ufer der Zeit‘ gleich, wehrt sich gegen den Strom des Vergessens, hadert damit, dass die Erinnerung nichts als Erfindung, das Gefühl bloß Fiktion sein soll. Eine Ohnmacht der Wörter wird beschrieben, angedeutet, immer wieder ist alles, was in Sprache gekleidet ist, vom Vergessen bedroht. Bisweilen deutet sich eine Wortarmut an, doch das ‚Geheimnis des Gedichts‘ überdauert die Zeit der Dürre, es wartet darauf, vollendet und ‚vorgetragen zu werden‘, so dass eine ‚ganz neue Güte des Geschriebenen‘ sichtbar wird.“ Den ganzen Beitrag kann man hier nachlesen.

Matthias Nawrat: Gebete für meine Vorfahren

Mit dem Gedichtband Gebete für meine Vorfahren stellt sich Matthias Nawrat erstmals als Dichter vor. Seine Gedichte sprechen von den Vergessenen der Geschichte und von denjenigen unserer Zeit. Sie sind konkret verortet in Berlin, Opole, Hyderabad oder Kabul. Sie sind Fahrten durch Landschaften und das in ihnen verborgene Wissen. Sie handeln von einer Kindheit in Polen, von Flucht und von Heimatlosigkeit. Sie befragen die europäische Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts und die der globalisierten Gegenwart.

Das Buch erscheint zur Frankfurter Buchmesse. Matthias Nawrat wird erstmals am 20. Oktober daraus lesen und zwar bei unsrem Verlagsabend und dem Abschluss unsrer Lesetour Dann kommen wir eben zu euch! im Hotel Lindley (Lindleystr. 17), 20 Uhr.

Matthias Nawrat: Gebete für meine Vorfahren. Gedichte, 68 S., Preis: 12,- € – erscheint zur Frankfurter Buchmesse

Matthias Nawrat wurde 1979 in Opole geboren. Er studierte Biologie in Heidelberg und Freiburg im Breisgau, danach Literarisches Schreiben am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel/Bienne. Er arbeitete als freier Wissenschaftsjournalist. Seit 2012 lebt er als freier Schriftsteller in Berlin. Er veröf- fentlichte Erzählungen, Essays, ein Tagebuch und die Romane Wir zwei allein (2012), Unternehmer (2014), Die vielen Tode unseres Opas Jurek (2015), Der traurige Gast (2019) und Reise nach Maine (2021). Für seine Bücher erhielt er zuletzt den Literaturpreis der Europäischen Union 2020.