Kann man Wunder löschen?

„Kann man Wunder löschen? Hinter dem mysteriösen Titel verbirgt sich eine ausgezeichnete Sammlung zeitgenössischer Lyrik aus Portugal“, schreibt Matthias Ehlers für WDR5 Bücher über unsere Anthologie Wie man ein Wunder löscht. Und weiter: „Die Gedichtsammlung kommt aus dem kleinen, aber feinen Kölner Verlag Parasitenpresse, der sich seit über 20 Jahren auf Lyrik und Kurzprosa spezialisiert hat. Dafür wurde er 2021 mit dem Deutschen Verlagspreis ausgezeichnet. Ehre wem Ehre gebührt. ‚Mit den Gedichten der acht Lyrikerinnen und Lyriker möchten wir vor Augen führen, wie kulturell und politisch divers die portugiesische Gegenwartslyrik ist.‘ Das schreiben im Nachwort Beatrice Cordier und Laurine Irmer, die für Auswahl und Übersetzung verantwortlich sind.

Genau gesagt sind es sechs Lyrikerinnen und zwei Lyriker, die hier den geneigten Leserinnen und Lesern von dem erzählen, was sie bewegt und zu Gedichten inspiriert hat. Thematisiert werden die eigene Seelenlage, Verreisen, die koloniale Vergangenheit Portugals, die nach wie vor mächtige katholische Kirche in Portugal, gesellschaftliche Traditionen und einiges mehr.

Sich selbst, private und politische Situationen reflektierend, sind den relativ jungen Lyrikerinnen und Lyrikern eindringliche Gedichte gelungen, die bisweilen drastisch im Ausdruck, selten hermetisch und oft durchaus komisch sind.

Wie man ein Wunder löscht ist eine immer interessante und sehr lesenswerte Anthologie, die jederzeit zu empfehlen ist“. Hier ist der Link zum Beitrag. In der Sendung lief übrigens das Gedicht Jenny von Sara F. Costa.

Pablo Jofré: Berlin – Manila

Der in Berlin und Madrid lebende, chilenische Schriftsteller und Übersetzer Pablo Jofré hat einer Reise von Berlin bis Manila unternommen und war größtenteils per Bahn unterwegs. Von Berlin über Warschau und Moskau folgte er der Transsibirischen Eisenbahn durch Sibirien, in die Mongolei und bis nach China. Von der größten Stadt der Welt Chongqing ging es nach Vietnam, Thailand und Kambodscha bis er schließlich in Manila auf den Philippinen ankam. Seine Eindrücke, Gedanken und Begegnungen hat er in Gedichten und Fotos festgehalten, die dieser Band präsentiert. Die Übersetzerin Odile Kennel hat den Band ins Deutsche übertragen.

Ich reise von Chile nach Berlin komme aus 
Warschau breche auf nach 
Minsk unterwegs nach Moskau 

reise beladen mit schillernden Bars 
mit der mittelalterlichen Hysterie der Beamten 

bringe schlaffe traurige Flügel mit 
einen Regierungskater aus Merkelandia 

ich reise tanze mechanisch 
von durchscheinenden Farben gekrönt 
komme von der After-Post-Party 
geblendet von der grellen Sonne 
der grellen Wirklichkeit 

komme aus winterlichem 
Schwarz dem Marktgeschrei 
dem Kreischen der Straßenbahnen 

Pablo Jofré: Berlin – Manila. Gedichte aus dem Spanischen von Odile Kennel, 54 Seiten, Preis: 10,- € – ab sofort lieferbar

Pablo Jofré, geb. 1974, in Santiago de Chile, studierte Literatur, Anthropologie, Journalismus und Übersetzung in Chile und Spanien. Zu seinen Veröffentlichungen zählen neben Berlín Manila (L.U.P.I./Zoográfico, Baskenland/ Madrid 2019), auch die Bände Abecedario (S.A.L.C., La Serena 2009) – auf Deutsch: Abecedar (parasitenpresse 2017) –, Extranjería (Cuarto Propio, Santiago 2017), Usted (Milena Berlín 2013) und die gesammelte Lyrik bis 2019, Entre tanta calle (Amargord, Madrid 2020). Er hat die Lyrik von Nora Gomringer, Elfriede Jelinek, Adrian Kasnitz, Odile Kennel und David Shook ins Spanische übersetzt. Mit einem Gedicht nahm er an der Aktion Bombing of poems (Casagrande-Southbank Center 2012) in London teil. 2010 erhielt er den Premio Ciudad Sant Andreu de la Barca und 2016 ein Stipendium des chilenischen Consejo Nacional del Libro y la Lectura für diesem Band. Er lebt in Berlin und Madrid.

Odile Kennel, lebt in Berlin, Lyrikerin, Romanautorin, Lyrikübersetzerin. 2019 erschien ihr Gedichtband Hors Texte beim Verlagshaus Berlin, 2013 oder wie heißt diese interplanetare Luft bei dtv. Sie veröffentlichte zwei Romane, Was Ida sagt (2011) und Mit Blick auf See (2017) und den Essay Lust (Verlagshaus Berlin 2021). Für die parasitenpresse übersetzte sie zuletzt Claire Gondor und Timotéo Sergoï aus dem Französischen (Die Schienbeine der Stadt, 2019) sowie Luis Luna (Unwetter, 2021) aus dem Spanischen. Außerdem ist sie in dem Band Translator’s Choice (2021) mit Übersetzungen von Beatriz Rgb vertreten.

Wie man ein Wunder löscht. Neue Gedichte aus Portugal

Die Anthologie Wie man ein Wunder löscht stellt neue Gedichte aus Portugal vor, die Beatrice Cordier und Laurine Irmer ausgewählt und übersetzt haben. „Mit den Gedichten der acht Lyriker:innen möchten wir vor Augen führen, wie kulturell und politisch divers die portugiesische Gegenwartslyrik ist. In einer Poesie zwischen Alltag und Mythos wird in diesen Gedichten von kleinen und großen Themen erzählt, von Politik und Zukunft, von Nähe und Fernweh, aber auch von der Kunst, Kritik zu üben.

Mit viel Humor, aber auch mit einer Spur von Pathos, gehen die Poet:innen den portugiesische Konventionen und Lebensweisen nach, indem sie sie in ihren Sprachspielen gleichermaßen auf die Probe stellen. Die Motive der Kolonialgeschichte, des Katholizismus, der konventionellen Geschlechterrollen, aber auch des Tourismus, des Klimawandels und der Wirtschaftskrise kollidieren in diesen bildreichen Poesien und werden gleichermaßen kritisch unter die Lupe genommen.

Ein wiederkehrendes Moment stellt die Reise dar. Es wird von ihr und dem Leben im Ausland gesprochen, aber auch über ein Reisen durch die Zeit, wie es die Aufarbeitung der kolonialen Praktiken und Hinterlassenschaften der portugiesischer Kolonialherrschaft bedeutet. Gewiss enthält die Kunst des Übersetzens die Kunst der Reise. Dazu gehören nicht nur große Entfernungen, wie man sie zwischen Ländern oder Sprachen zurücklegt, sondern auch kleinere Etappen, wie es Übersetzungsvorgänge von Dialekten – des portugiesischen und brasilianischen – oder von Redewendungen mit sich bringen“, schreiben die Herausgeberinnen im Nachwort.

Der Band enthält übersetzte Gedichte von Basco, Francisca Camelo, Gisela Casimiro, Sara F. Costa, Patrícia Lino, Cláudia Lucas Chéu, Rafael Mantovani und Inês Morão Dias mit je einem Originaltext und Zeichnungen von Dmitry Ilko.

Erstmals vorgestellt wird Wie man ein Wunder löscht beim Europäischen Literaturfestival in Köln-Kalk (3.-5. September 2021), bei dem Gisela Casimiro zu Gast ist.

Wie man ein Wunder löscht. Neue Gedichte aus Portugal, herausgegeben und aus dem Portugiesischen übersetzt von Beatrice Cordier und Laurine Irmer, 90 Seiten, Preis: 12,- € – ab sofort lieferbar

Lyrische Reise durch Europa

Auf unsere lyrische Reise durch Europa, nämlich das Europäische Literaturfestival Köln-Kalk, hat sich Katja Egler vom Kinomagazin Choices eingelassen und war von dem Klang der Sprachen mitgerissen. „Nach zwei Stunden ist der Eröffnungsabend vorbei – ein vielfältiger und eindrucksvoller Abend, bei dem in jedem Detail die liebevolle Mühe erkennbar ist, die die Organisatoren in das Festival gesteckt haben.“ Der ausführliche Bericht ist hier nachlesbar.

Wer sich darüber ärgert, das Festival verpasst zu haben, dem empfehlen wir das Bücherpaket zum Festival.

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Lidija Dimkovska: Schwarz auf weiß

Mit Schwarz auf weiß, dem neuen Gedichtband der nordmazedonischen Dichterin Lidija Dimkovska, setzen wir unsere Reihe mit internationaler Poesie fort. „Die Zeit überrollte dich in dem Augenblick, als du aufbrachst“, heißt es in ihrem Gedicht Reise. Der Aufbruch in ihren Texten ist oft aus der Not geboren, dem Krieg. Die Verheerungen sind noch überall zu spüren, die Ruinen der Häuser und Menschen. Die Menschenrechte eignen sich zum Staubwischen. Auch wenn die Reisen nach Berlin, Lissabon oder New York führen, immer bleibt die Herkunft, der Balkan präsent. Aber da ist nun eine Trennwand dazwischen, eine Scheibe wie in einem New Yorker Taxi oder „eine automatische Tür eines Zugs“, die dich von den anderen trennt, die dich vom eigenen Leben abschneidet. Der Wiener Übersetzer Alexander Sitzmann übertrug für uns die Texte ins Deutsche.

Lidija Dimkovska wird am 6./7. September beim Europäischen Literaturfestival Köln-Kalk zu Gast sein und das Buch vorstellen.

Lidija Dimkovska: Schwarz auf weiß. Gedichte aus dem Mazedonischen von Alexander Sitzmann, 66 Seiten, Preis: 10,- € – ist ab sofort lieferbar  

Cover Dimkovska

Lidija Dimkovska, geb. 1971 in Skopje, studierte Komparatistik an der Universität Skopje und promovierte an der Universität Bukarest. Sie lebt und arbeitet gegenwärtig als Lyrikerin, Prosaschriftstellerin, Essayistin und literarische Übersetzerin in Ljubljana. Seit 1991 erschienen sechs Gedichtbände und drei Romane. Ihr Werk wurde in mehrere Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet, u.a. 2009 mit dem Hubert-Burda-Preis für junge osteuropäische Lyrik und den Literaturpreis der Europäischen Union (2013). Mit dem Gedichtband Anständiges Mädchen stand sie überdies 2013 auf der Shortlist für den Brücke-Berlin-Preis.

Alexander Sitzmann, geb. 1974 in Stuttgart, lebt und arbeitet als literarischer Übersetzer, Herausgeber, Sprach- und Kulturwissenschaftler und Lehrbeauftragter in Wien, 2004 Ehrenpreis des bulgarischen Kultusministeriums, 2016 Österreichischer Staatspreis für literarische Übersetzung.

Stan Lafleur: Am Rande der Wahrscheinlichkeit von Mexiko

Zwei Reisen führten den Kölner Schriftsteller Stan Lafleur nach Mexiko und Guatemala, wo die vorliegenden Texte entstanden sind. Die eine Hälfte sind neue zentralamerikanische Gedichte, die andere Hälfte Reisenotizen aus Mexiko (vor allem aus den Provinzen Oaxaca und Chiapas) auf den Spuren Arthur Cravans.

„Dünne Luft, bewohnt von lodernden Farben. Das in Tuxtlas Hitze vorgekochte Blut kühlt und filtert die Höhe in mehrstündigen Prozessen. Gehen bedeutet Kampf: mit schmalen, brüchigen, hoch über Straßenniveau angebrachten Bürgersteigen. Die lange von indígenas nicht benutzt werden durften. Der europäische Körper bleibt Fremdkörper im stark bevölkerten Tagesgeschehen. Konquistadorenkörper, Humboldtkörper, Exilantenkörper, Nazikörper, Projektionskörper.“

Stan Lafleur: Am Rande der Wahrscheinlichkeit von Mexiko. Zentralamerikanische Gedichte und Reisenotizen, 98 Seiten, Preis: 12,- € – ab sofort lieferbar

Cover Lafleur 4

Stan Lafleur, geb. 1968 in Karlsruhe und dort aufgewachsen, lebt er heute vorwiegend in Köln. In der parasitenpresse erschienen u.a. Das Lachen der Hühner und als pong noch auf ping.

Mehrdimensionaler Knüll

Die Bloggerin Drittgedanke entdeckt Karin Fellners Gedichtband Ohne Kosmonautenanzug und schreibt darüber: „‚Das Zerknüllte ist wahr‘ heißt es an späterer Stelle in Fellners Büchlein, und da hat sie recht. Denn das Wahre ist nie bloß zweidimensional; im Zerknüllten treffen eigentlich entfernte Enden und Flächen aufeinander, die Zerknüllung bedeutet Druck und Form, sie schafft Räume, Winkel, Labyrinthe, kurz, das Zerknüllte entspricht sehr dem wahren Leben. So liest sich der 46-Seiter denn auch wie eine Reise durch mehrdimensionalen Knüll.“

Vorlage Cover FellnerKosmonauten1c

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Barcelona Masuren Rom4 - Adrian Kasnitz

Barcelona, Masuren, Rom – drei Orte, die man unbedingt gesehen haben muss. So verschiedenartig die Reiseziele auch sind, immer war der Autor abseits der Sehenswürdigkeiten auf wenig ausgetrampelten Pfaden unterwegs. Er hörte lieber auf die Tipps von Freunden, als den gewöhnlichen Reiseführern zu glauben. Die kurzen Kapitel sind Skizzen, die die Stimmung der Orte einfangen und Lust darauf machen, einfach über die Ramblas in Barcelona zu schlendern, auf einer Piazza in Rom den Passanten zuzuschauen oder den weiten Himmel über Masuren zu betrachten. Einziges Handicap: die Familie kommt mit.