Leipziger Buchmesse 2023

Obwohl wir auch in den vergangenen drei Jahren zur Buchmessenzeit in Leipzig präsent waren und jedes dieser Jahre eine besondere Erinnerung bleibt (ob letzte Lesung vor dem Lockdown, Lesungen im Park oder auf der Straße vor dem Café oder die großartige Popup-Version), freuen wir uns sehr auf die erste fast reguläre Buchmesse in Leipzig seit 2020. Wir starten mit unserer parasitären Lesetour am Dienstag in Halle, besuchen ab Mittwoch die Lyrikbuchhandlung, haben am Donnerstag unsere Gruppenlesung Auf nächstlicher Reise im Café Besser Leben, lechzen am Freitag mit den österreichischen Kollegen vom Luftschacht Verlag nach Books & Beers im Lindenfels Westflügel, schlagen am Samstag unser Quartier in der Hochschule für Grafik und Buchkunst auf, wo wir erst mit einem Stand bei It’s a book präsent sind und dann nun als dauerhafter Partner den gemeinsamen Lyrikabend Teil der Bewegung mitgestalten, um euch schließlich am Sonntag in den Lene-Voigt-Park zu locken, wo wir die Messe bei gutem Wetter mit einer Picknick-Lesung ausklingen lassen. Wenn ihr uns jeden Tag folgt, lernt ihr Leipzig von Nord (Messegelände) nach Süd (Südvorstadt, Connewitz) und von West (Schleußig, Plagwitz) nach Ost (Reudnitz) kennen. Außerdem gibt es noch weitere Einzellesungen, Gespräche, Diskussionen – mit Beteiligung unserer Autoren aus dem Kosovo und der Schweiz, aus Lettland und Polen. Zur besseren Orientierung gibt es hier einen Flyer. Unter Lesungen finden sich alle Termine und genauere Angaben. Wir würden uns freuen, euch hier oder dort zu treffen.

Sommerliche Umarmungen und Apokalypse

„Kasnitz´ neuer Gedichtband Im Sommer hatte ich eine Umarmung zählt 87 Seiten und ist für seine Verhältnisse etwas umfangreicher geworden als sonst, denn seine Kalendariumbändchen haben uns an eine gewisse Kürze und Stringenz gewöhnt. Aber in dieser ‚regulären‘ bzw. kontinuierlichen, an Vergangenes anknüpfenden Lyriksammlung ist zum Glück alles anders: Sicherlich hat der Autor noch mehr Gedichte zur Auswahl gehabt, in sieben Jahren kann schon ein opulentes Werk entstehen, aber Kasnitz gehört eher zu den Lyrikern der leiseren und bescheideneren Töne und Stimmen. Er ist kein Moralist, und seine Gedichte sind sprachlich alle sehr präzise und sparsam gebaut, wodurch selbst eine Beschreibung der Birnbäume auf dem Lande im polnischen Ermland zu einem kleinen Gemälde, Porträt der noch intakten Natur, wird, als sähe man sich die Miniaturwelten des Rokokos an.

Rhythmisch und malerisch haben diese Gedichte viel zu bieten, die Sprache ist, wie gesagt, sparsam, aber ästhetisch wohlüberlegt, was ihnen insbesondere dann zugutekommt, wenn sich Kasnitz´ Gedichte bekannter sozialer politischer oder globaler Themen annehmen, da durch die Schönheit der Sprache und der formalen Konstruktion unser Intellekt nicht nur positiv, sondern auch kritisch stimuliert wird. Kasnitz´ Gedichte erscheinen dann einem wie sehr genaue und oft schmerzhafte Einblicke in die menschlichen Tragödien, obgleich sie etwas beschreiben, was uns auf den ersten Blick ’normal‘, bekannt vorkommt, nach dem Motto: So ist das Leben“, schreibt Artur Becker in einer Besprechnung des Bandes im Overton-Magazin, wo man die ganze ausführliche Besprechung nachlesen kann.

Und weiter: Schon das erste Gedicht [Chefs] eröffnet diesen Reigen der Blicke in verschiedene Welten, Schicksale und Momente, die für eine Lyriker niemals vergehen bzw. verloren gehen dürfen. […] Ein trauriges Gedicht, es erinnert auch an Czesław Miłosz´ Arbeiter- und Solidarność-Gedicht, das sich gegen die stalinistischen Machthaber und ihren Missbrauch der Macht richtete und Miłosz´ moralische Konflikte mit dem Stalinismus und seiner eigenen Rolle in diesem mörderischen System thematisierte: ‚Der du dem kleinen Mann auf der Straße Böses angetan hast‘ (‚Który skrzywdziłeś‘) von 1950.

Und so geht es dann im ganzen Gedichtband weiter, dem Bösen werden Namen gegeben und die Zähne gezogen. Hinter der Figur des blutrünstigen Königs Ubu aus einem absurden Theaterstück des französischen Schriftstellers, Dichters und Dramatikers Alfred Jarry (1873 – 1907) kann sich auch ein Putin verstecken, heißt es doch in dem Gedicht Père Ubu:

‚C’est merdre, wenn Père Ubu geht, geht man besser

zur Seite, jetzt geht er hinter die Karpaten, (…)

(…) isst Père Ubu, isst man lieber

woanders, schlägt er nach den Köpfen

duckt man sich besser schnell‘

Brennendes Brasilien im Gedicht Amazonas Würgevogel, wo die Wälder der menschlichen Gier und einem gestrigen Denken zum Opfer fallen, kann aber auch schon zu uns kommen, nach Europa ‒ so klein ist die Welt durch die Umweltprobleme, die Klimaänderungen und die Globalisierung geworden, wobei es ja darum geht, dass es auf unserem Planeten keine sicheren Inseln, kein Asyl, mehr gibt. Und es geht ja darum, dass sich auch nichts ändert, da sich die menschliche Natur nur schwer ändern lässt, wenn Manipulation und Instrumentalisierung des Leviathans im Spiel sind: ‚Immer sind solche Typen Tyrannen von Gott oder / anderen höheren Mächten gesegnet.‘

An dieses ‚ökologisch-antifaschistische‘ Gedicht schließt sich eines der schönsten in diesem Band an, das verträumte und zugleich leichtfüßige: ‚Mein:Herz:Hagen, die toten Wälder‘. Kasnitz lässt uns in diesem Text mit der Natur, die zerstörerisch sein kann, selbst aber genauso zerbrechlich ist wie das menschliche Dasein, eins werden:

‚Hagen, Lichtung, Licht im Wald

die lichten Bäume, die abknickenden Zweige

wo sich unsere Wege trennen, du leicht

ich abschüssig geh, an unseren Händen

klebt Harz, Rinde, Schmiere, du hörst es pochen (…)'“

Krematorien

Über Krzysztof Siwczyk und seine Krematoria-Trilogie schreibt Alice-Catherine Carls (University of Tennessee at Martin) in World Literature Today: „Krzysztof Siwczyk is known for his philosophical poetry that yields long lines reasoning out the malaise of adulting, the problematics of identity in a world of gray indifference.“ Und weiter: „In Krematoria III, the self-perpetuating, somewhat logorrheic language of reflection has evolved, freeing the verses from thought encumbrances; the sparse, permanent black signs on the white page invite the watermarks of connection. The central signifier is the word Crematoria, spelled with an ominous capital letter. It inflects unstable realities and uncertain destinies that ‚Burn without a big halo / Like us / They only hiss and spit fire / Although the world long ago / Stopped caring about them‘ (…). The characters’ melancholy and aimlessness appear to be caused by the grief of Poland’s national traumas of World War II, the Holocaust, Soviet occupation, and the end of the Cold War. With the lesser wounds more difficult to define, the Holocaust serves as a gauge of terrible clarity: ‚War / Holocaust / Reduction to a stick / Secam / Soap / Faint‘.“ Gedichte aus Krematoria I & II sind Teil von Auf nächtlicher Reise.

 

Die Weltgeschichte ein Menschenfresser

„Mag die Weltgeschichte auch ein unverbesserlicher Menschenfresser sein, ich gebe nicht auf.“ Die Dankrede für den Kakehashi-Preis von Artur Becker, gehalten im Goethe-Institut Tokyo, ist jetzt in voller Länge in der Frankfurter Rundschau nachzulesen. Darin heißt es: „Aus einem Land zu kommen, in dem alles ständig verschwindet, die Grenzen andauernd verschoben werden und dessen Bewohner austauschbar sind, bringt mit sich – ist man Dichter – gewisse Aufgaben und sogar Verantwortung. Wie geht man poetisch, historisch, politisch, philosophisch und metaphysisch mit so einer Zerbrechlichkeit um?, fragt sich der Autor, der in Ermland und Masuren, dem ehemaligen Ostpreußen im heutigen Polen, geboren wurde und dort seine Kindheit und einen Teil seiner Jugend verbracht hat. Und warum spürt man diese Zerbrechlichkeit als verpflichtend gegenüber der Literatur und dem Menschen? Warum fühlt man sich schuldig und für all die Toten, die das wunderbare Land einst bevölkert haben, verantwortlich? Warum will man sie schließlich alle retten, die Toten und die noch Lebenden, die doch vielleicht gar nicht gerettet werden wollen oder gar müssen?“

Bücher von Artur Becker sind bei den Kollegen von weissbooks und Westend erschienen. Bei uns ist u.a. der Gedichtband Bartel und Gustabalda von ihm lieferbar.

Matthias Nawrat: Gebete für meine Vorfahren

Mit dem Gedichtband Gebete für meine Vorfahren stellt sich Matthias Nawrat erstmals als Dichter vor. Seine Gedichte sprechen von den Vergessenen der Geschichte und von denjenigen unserer Zeit. Sie sind konkret verortet in Berlin, Opole, Hyderabad oder Kabul. Sie sind Fahrten durch Landschaften und das in ihnen verborgene Wissen. Sie handeln von einer Kindheit in Polen, von Flucht und von Heimatlosigkeit. Sie befragen die europäische Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts und die der globalisierten Gegenwart.

Das Buch erscheint zur Frankfurter Buchmesse. Matthias Nawrat wird erstmals am 20. Oktober daraus lesen und zwar bei unsrem Verlagsabend und dem Abschluss unsrer Lesetour Dann kommen wir eben zu euch! im Hotel Lindley (Lindleystr. 17), 20 Uhr.

Matthias Nawrat: Gebete für meine Vorfahren. Gedichte, 68 S., Preis: 12,- € – erscheint zur Frankfurter Buchmesse

Matthias Nawrat wurde 1979 in Opole geboren. Er studierte Biologie in Heidelberg und Freiburg im Breisgau, danach Literarisches Schreiben am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel/Bienne. Er arbeitete als freier Wissenschaftsjournalist. Seit 2012 lebt er als freier Schriftsteller in Berlin. Er veröf- fentlichte Erzählungen, Essays, ein Tagebuch und die Romane Wir zwei allein (2012), Unternehmer (2014), Die vielen Tode unseres Opas Jurek (2015), Der traurige Gast (2019) und Reise nach Maine (2021). Für seine Bücher erhielt er zuletzt den Literaturpreis der Europäischen Union 2020.

Krzysztof Siwczyk: Auf nächtlicher Reise

Man spricht gerne, vor allem im englischsprachigen Raum, von der „Polnischen Schule“, wenn man sich als Übersetzer, Rezensent oder Philologe mit der polnischen Lyrik beschäftigt. Leider meint man damit Dichter, die leider nicht mehr unter uns weilen, und der letzte große Vertreter dieser Schule war Adam Zagajewski, der im Frühjahr 2021 verstarb. Doch der polnischen Gegenwartslyrik geht es gut, sie wird nur zu selten übersetzt, und wenn sie im deutschsprachigen Raum erscheint, kriegt sie zu wenig Beachtung; so ist es auch mit den Gedichten von Tomasz Różycki, Eugeniusz Tkaczyszyn-Dycki, Tadeusz Dąbrowski oder Marzanna Kielar oder Krzysztof Siwczyk.

Ihn, der schon seit über zwanzig Jahren zu den überragenden Lyrikern seines Landes gehört und dessen umfangreiches poetisches Werk mittlerweile zum Kanon der polnischen Gegenwartslyrik gezählt wird, habe ich ins Deutsche übertragen.

Krzysztof Siwczyk lebt und arbeitet in Gliwice in Oberschlesien, er schreibt Gedichte, kurze Prosa, Essays und Artikel für die linksliberale „Gazeta Wyborcza“, die stets kritisch sind und die die Gesellschaft, die Regierung, die Parteien, die Politiker, aber auch die moderne Literatur aus ungewohnt scharfsinniger Perspektive beobachten, was seine Leser sehr zu schätzen wissen. Er ist außerdem Mitveranstalter des bekannten internationalen Lyrikfestivals, das nach Czesław Miłosz benannt wurde und alljährlich in Krakau stattfindet. Siwczyk ist europaweit gut vernetzt, wird aber noch viel zu selten in andere Sprachen übersetzt. (Aus dem Nachwort von Artur Becker)

Auf dem Europäischen Literaturfestival in Köln (2.-4. September) sowie bei Bochumski in Bochum (4. September) stellen Krzysztof Siwczyk und Artur Becker Buch und Übersetzung vor.

Krzysztof Siwczyk: Auf nächtlicher Reise. Gedichte aus dem Polnischen von Artur Becker, 68 Seiten, Preis: 12,- € – ab sofort lieferbar

Krzysztof Siwczyk, geb. 1977 in Knurów (Polen), ist Mitbegründer der Dichtergruppe „Na Dziko“ (In freier Wildbahn), Mitarbeiter des Mikołowski-Kulturinstituts, vor allem aber Dichter, Essayist, Literaturkritiker und Publizist. Er publiziert regelmäßig in der Gazeta Wyborcza. 1995 debütierte er mit dem Band Dzikie dzieci (Wilde Kinder). Er erhielt zahlreiche, in Polen angesehene Lyrikpreise und Nominierungen. 1999 spielte er die Hauptrolle in Lech Majewskis Film Wojaczek, der die Geschichte des polnischen kultigen Lyrikers und Outsiders Rafał Wojaczek erzäht. Siwczyk lebt in Gliwice und veröffentlichte bisher mehr als fünfzehn Bücher. Er ist auch Mitveranstalter des Internationalen Czesław-Miłosz-Literaturfestivals, das alljährlich in Krakau stattfindet.

Artur Becker, geboren 1968 in Bartoszyce (Polen), lebt seit 1985 in Deutschland, zurzeit als Artist in Residence im Hotel Lindley in Frankfurt am Main. Er ist Lyriker, Essayist, Romancier, Publizist und Übersetzer. Mittlerweile hat er mehr als 20 Bücher veröffentlicht, u.a. die Romane Wodka und Messer. Lied vom Ertrinken, Der Lippenstift meiner Mutter, Drang nach Osten oder den Essayband Kosmopolen. Auf der Suche nach einem europäischen Zuhause sowie Links. Ende und Anfang einer Utopie (2022). In der parasitenpresse erschien von ihm der Gedichtband Bartel und Gustabalda (2019) sowie die Übersetzung des Gedichtbandes Ein Oktopus, aber so viele Handschuhe von Di Lu Galay (2021).

Patrick Wilden: Schreibers Ort

In seinem Gedichtband Schreibers Ort unternimmt Patrick Wilden dichterische Erkundungen in und rund um Agnetendorf, einem Ort wie einer Region im Umkreis des Riesengebirges in Polen. Und es liegt nahe, dass es dem Autor zugleich um ein sich ins Verhältnis Setzen mit (kultur-) historischen Räumen geht, ein poetisches Aneignungsverfahren, das schon seinen ersten Gedichtband wesentlich prägt. In Agnetendorf lebte und arbeitete bis 1946 der Dichter und Dramatiker Gerhart Hauptmann. Seit den endneunziger Jahren des 20. Jahrhunderts dient dessen Villa als Museum und Begegnungsstätte für Künstler aus Ost und West.

Patrick Wilden lauscht dem Klang und der Bedeutung von Worten nach, die er nicht kennt, setzt sie mit der eigenen Sprache in Beziehung, und fühlt sich mit der Zeit ‚den Wörtern gegenüber/ machtlos‘. Es ist also nicht nur eine Orts- und Zeiterkundung, sondern auch eine Sprach-Reise, die Verunsicherungen zeitigt, die der Autor bewusst annimmt und produktiv zu machen weiß. Wer hat wem die Sprache verschlagen fragt er an einer anderen Stelle. (Aus dem Nachwort von Jayne-Ann Igel)

Patrick Wilden: Schreibers Ort. Suite karkonosque. Gedichte, mit einem Nachwort von Jayne-Ann Igel, 98 Seiten, Preis: 14,- € – ab sofort lieferbar

Patrick Wilden, geboren 1973 in Paderborn, schreibt Gedichte, Rezensionen und Kurzprosa und ist Redakteur der Literaturzeitschrift Ostragehege. Nach Schulzeit in der Region Kassel, Studium in Tübingen und Verlagsvolontariat in Stuttgart arbeitete er viele Jahre in einem Antiquariat in Dresden, er lebt dort und in Leipzig. 2019 erschien sein Gedichtband Alte Karten von Flandern als Raniser Debüt. Im Frühjahr 2016 lebte er eine Zeitlang im polnischen Riesengebirge, schrieb einen Großteil der Gedichte und machte die Aufnahmen für diesen Band.

Gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaats Sachsen.

Großes internationales Bücherpaket

Die Grenzen sind geschlossen, wir müssen zuhause bleiben, dennoch möchten wir voneinander erfahren. Das große international Bücherpaket versammelt Texte aus Frankreich, Belgien, Luxemburg, Dänemark, Norwegen, Österreich, Polen, Griechenland, Nordmazedonien, Ungarn und Chile. Das Paket kostet 95,- € und kann nur direkt in unserem Buchladen bestellt werden. Wir liefern portofrei (in Deutschland) und legen eine parasitäre Tasche bei.

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Artur Becker: Bartel und Gustabalda

Neue Gedichte von Artur Becker versammelt der Band Bartel und Gustabalda. Die Gedichte führen uns in die Wälder Masurens, die niedersächsische Tiefebene oder auf Venedigs schwankende Gondeln. Auf der nie endenden Suche nach Schönheit und Liebe in dieser vertrackten Welt ist sich Becker immer um die schwierige Geschichte bewusst, die unter unseren Füßen liegt, und greift metaphysische Fragen auf.

„Der masurische Akzent verweist auf das Wesentliche der Beckerschen Lyrik: Sie ist gespickt mit für die deutsche Literatursprache ungewöhnlichen neuen Bildern, sie ist als Vorlage für Lieder geeignet und sie wartet mit über das Konkrete hinausgehenden Perspektiven auf. Seine Gedichte sind also nicht nur nützlich für unseren Kram auf der Erde, sie weisen darüber hinaus“, schrieb Bernd Gosau über Beckers Gedichte.

Artur Becker: Bartel und Gustabalda. Gedichte, 140 S., Preis: 14,- € – ist ab sofort lieferbar

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Artur Becker, geb. 1968 in Bartoszyce (Masuren), lebt seit 1985 in Deutschland. Becker schreibt Romane, Erzählungen, Gedichte und Essays. Zuletzt veröffentlichte er den Roman Drang nach Osten bei weissbooks.w, wo viele seiner Romane und Essays erschienen sind. Für sein Werk wurde er vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Adalbert-von-Chamisso-Preis und dem Dialog-Preis.

Izabela Morska: Madame Intuita

Die Madame Intuita aus dem gleichnamigen Gedichtband der Danziger Dichterin Izabela Morska ist eine Antwort auf Zbigniew Herberts Pan Cogito aus feministischer Perspektive. Madame Intuita nimmt uns mit auf eine Reise durch ihre soziale und philosophische Biographie, die die einer selbstbestimmten Frau ist. Emigration, Sprache, Widerstand gegen Ausgrenzung sind weitere Themen des Bandes. „Eine unbenutzte sprache ist wie wasser / rinnt durch die finger die schnell leer / und feucht sind hinterlässt den geschmack eines glitzernden / vergnügens (…)“. Die Berliner Dichterin Anna Hetzer übersetzte den Band, der als Sonderdruck zum Europäischen Literaturfestival in Köln-Kalk erschienen ist.

Izabela Morska: Madame Intuita. Gedichte aus dem Polnischen von Anna Hetzer, 44 Seiten, Preis: 10,- € – ist ab sofort lieferbar (Sonderdruck)

Cover Morska

Izabela Morska, geb. 1961 in Gdynia, veröffentlichte mehrere Gedichtbände, Romane und Sachbücher und ist eine der wichtigsten Stimmen der polnischen Literatur der letzen Jahre. In ihren Kurzgeschichten schließt Morska vernachlässigte und subversive Erzählformen ein, die Frauen, queere und ausgeschlossene Charaktere in den Mittelpunkt stellen. Ihre Stimme sei eine „eindeutig persönliche“, wie Maria Janion, die Historikerin der polnischen Gegenkultur, bemerkt. Ihr neuestes Buch Znikanie (Das Verschwinden) erscheint im Oktober 2019 bei Znak und ist die Erinnerung an Krankheit als eine Reise. Lyrik schreibt sie seit ihrer Jugend und hat eine eigene Mythologie entwickelt. Madame Intuita (2002) ist der einzige veröffentlichte Gedichtband. Außerdem veröffentlichte sie Glorious Outlaws: Debt as a Tool in Contemporary Postcolonial Fiction (Peter Lang 2016). Sie erhielt den Julian-Tuwim-Preis (2018) für ihr Lebenswerk. Nach Studien u.a. in Berkeley unterrichtet sie am Institut für Anglistik der Universität Gdańsk.

Anna Hetzer, geboren 1986 in ein deutsch-polnisches Elternhaus, lebt seither in Berlin. Bis 2015 Studium der Medizin und Philosophie. Zuletzt erschien Kippbilder im Verlags- haus Berlin 2019. Sie war Stipendiatin der Villa Decius in Krakau 2017, sowie Finalistin beim Lyrikpreis Meran 2018. Mit dem Lyrikkollektiv G13 erkundet sie Formen des kollektiven Schreibens; mit Künstler*innen der Neuen Musik oder der Gebärdensprachkunst arbeitet sie regelmäßig an intermedialen Projekten.