Daniel Ketteler: Wartezimmer

Mit dem Gedichtband Wartezimmer von Daniel Ketteler beschließen wir das literarische Jahr 2022, begeben uns in den Warteraum, erwarten Neues. Berlin, Kottbusser Tor, kurz vor Tore Schluss: Was denkt der düstere Mann mit Spiegelsonnenbrille und Gummirose am Revers? Wieso schaut die Oma unter ihrem Kopftuch so traurig? Es sind die Galas und Geschichten, ein letzter Blick in den SPIEGEL. Der Nächste bitte. Diese Gedichte stehen unter Schweigepflicht, schnell wird zwischen den Patienten aufnotiert, in Biografien gereist, danach online gezappt, weggeträumt – es klopft. Akten sind getürmt. Weiter geht es im Seitensprung, das Kettelersche lyrische Wartezimmer raucht wie ein gut abgehangener, international-westfälischer Schinken.

Die Buchpremiere findet am 15. Januar 2023 in der Lettrétage Berlin statt.

Daniel Ketteler: Wartezimmer. Gedichte, 74 Seiten, Preis: 12,- € – ab sofort lieferbar

Daniel Ketteler, geboren 1978 in Warendorf, Arzt in Berlin, zuletzt u.a. am Kottbusser Tor und aktuell im Gesundheitszentrum für Flüchtlinge. Zusammen mit Christoph Wenzel Herausgeber der Literaturzeitschrift [SIC]. Zuletzt die Romane: Grauzone, Verlagshaus Berlin, 2012, sowie: novopoint grün, Launenweber, 2018. In der parasitenpresse erschien 2007 das Lyrikheft Das Knacken in der Rille.

Sünje Lewejohann: als ich noch ein tier war

Nach dem erfolgreichen Gedichtband die idiotische wucht deiner wimpern legt Sünje Lewejohann neue Gedichte vor. Der neue Band als ich noch ein tier war ist ein Buch über die Nachwehen einer toxischen Beziehung. In manchen Gedichten pocht der Schmerz und die Wut, in manchen fließt noch die Sehnsucht und sind noch Spuren von Liebe enthalten. Vor allem aber widmen sie sich der Frage nach Heilung. Der Heilung des Weiblichen nach Erfahrungen emotionaler und sexualisierter Gewalt. Es geht um Menschwerdung, um Reifung und Transformation. Das spielt sich in diesen Texten auf der zwischenmenschlichen Ebene ab: in Machtstrukturen, in Rollenmustern, innerhalb der Liebesbeziehungen. Schonungslos zeigen die Gedichte diesen inneren Prozess der Erhebung, in der sich selbst zugestanden wird, mehr zu sein als Instinkt, Wut, Flucht, Körperlichkeit oder die erfahrene Gewalt. Dieser Prozess braucht die Krise und den Schmerz, und benutzt das erfahrene Leid als den Transformator: Leiden, Therapie, Heilung, Erlösung. Das Ablegen des Tierischen ist letztendlich die Erlösung. 

Der Band ist von der Autorin farbig illustriert. Die Illustrationen und Faksimile-Texte geben Einblick in den Entstehungsprozess. Die erste Buchpräsentation mit Sünje Lewejohann findet an unserem Verlagsabend am 22. Januar in der Lettrétage (ACUD, Berlin) statt.

Sünje Lewejohann: als ich noch ein tier war. Gedichte, farbig illustriert, 80 Seiten, Preis: 14,- € – ab sofort lieferbar

Sünje Lewejohann, geb. 1972 in Flensburg, veröffentlichte 2005 den Roman Am Sonntag will Gott zu Atem kommen im DuMont Verlag und 2013 den Gedichtband in den hirschen bei der Connewitzer Verlagsbuchhandlung. Zuletzt erschien in der parasitenpresse die idiotische wucht deiner wimpern (2020). 2010 erhielt sie beim Lyrikpreis Meran den Alfred-Gruber-Preis für eine Auswahl ihrer Gedichte. Sie lebt in Berlin. Auf Instagram findet man sie unter: http://www.instagram.com/suenjelewejohann

Lyrik einer jungen Diaspora

Über unsere hebräische Anthologie Was es bedeuten soll und unsere Berliner Release-Lesung in der Lettrétage berichtet Ralf Balke von der Jüdischen Allgemeinen. „… in den vergangenen Jahren zog es zahlreiche Israelis ins Ausland. Vor allem in Berlin ist eine äußerst kreative und vielfältige israelische Szene entstanden. Man lebt zwar in Deutschland, spricht häufig auch mittlerweile die Sprache, aber schreibt weiterhin auf Hebräisch. Eine quasi eigenständige Stilrichtung konnte sich so weltweit herauskristallisieren, das »Ivrit Diasporit«, zu Deutsch: das Hebräisch der Diaspora. ‚Das führt natürlich zu der Frage, wie man eine Literatur am Leben erhält und weiterentwickeln kann, wenn man als Israeli in einem anderen Land lebt‘, sagt Schiffer.“

Wie sehr die Erfahrungen von Diaspora und Migration in das Schreiben einfließen, bringt auch Maya Kuperman auf den Punkt: „Migration ist eine sehr nachhaltige Erfahrung, die einer der zentralen Gegenstände meiner Texte geworden ist, seit ich hier lebe.“

Fazit der Jüdischen Allgemeinen: „Das Projekt leistet einen wichtigen Beitrag dazu, der hebräischen Lyrik in Deutschland Aufmerksamkeit zu verschaffen.“ Der ganze Beitrag kann hier nachgelesen werden.

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Was es bedeuten soll. Neue hebräische Dichtung in Deutschland

Dass die jüdische und hebräische Kultur heute in Deutschland und Europa wieder pulsiert, ist ein Wunder. Ein Wunder, um das man sich kümmern muss. Tatsächlich schließt sich heute der Kreis und die modernhebräische Literatur kehrt dorthin zurück, wo sie gegen Mitte des 19. Jahrhunderts begann. Vornehmlich in osteuropäischen Metropolen wie Kaunas, Warschau oder Odessa, aber auch im Westen, etwa in Paris und London wirkten damals die ersten modernhebräischen Schriftsteller, bevor sich diese Zentren mit der Staatsgründung nach Tel Aviv und Jerusalem verschoben. Aktuell liegt eines ihrer Hauptzentren wieder in Berlin; Hebräisch versteht sich hier als diasporische und kosmopolitische Sprache, eingewoben in ein transnationales, ja weltumspannendes literarisches Netz. Die hier versammelten Gedichte wurden allesamt in Deutschland verfasst und bisher nicht ins Deutsche übersetzt; bei den meisten handelt es sich auch im Original um bisher unveröffentlichte Texte.

Die von Gundula Schiffer und Adrian Kasnitz aus dem Hebräischen übersetzte und herausgegebene Anthologie versammelt Texte von Ronen Altman Kaydar, Yael Dean Ben-Ivri, Tomer Dotan-Dreyfus, Asaf Dvori, Yemima Hadad, Zahava Khalfa, Admiel Kosman, Maya Kuperman, Tali Okavi, Loulou Omer, Gundula Schiffer, Mati Shemoelof und Michal Zamir. Die Cover-Zeichnung stammt übrigens von der israelischen, in Köln lebenden Zeichnerin Noam Weiner.

Das Buch wird am 11. Februar 2020 im Literaturklub Köln und am 14. Februar in der Lettrétage Berlin vorgestellt.

Was es bedeuten soll. Neue hebräische Dichtung in Deutschland, herausgegeben und aus dem Hebräischen übersetzt von Gundula Schiffer und Adrian Kasnitz, 136 Seiten, Preis: 15,- € – ist ab sofort lieferbar.  

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Kleine-Tiere-zum-Schlachten-Festspiele in Berlin

Sowohl beim mehrtägigen deutsch-griechischen Literatursymposion Syn_Energy Berlin-Athens (17. bis 21. Oktober, Lettrétage und Heimathafen Neukölln) als auch beim Übersetzungsabend The Constellation of Debt (16.10. im Literarischen Colloquium) steht unsere Anthologie Kleine Tiere zum Schlachten diese Woche in Berlin im Rampenlicht.

Bei Syn_Energy lesen u.a. Vassilis Amanatidis, Phoebe Giannisi, Dirk Uwe Hansen, Katerina Iliopoulou, Jorgos Kartakis, Adrian Kasnitz, Jazra Khaleed, Jan Kuhlbrodt, Elena Pallantza und Maria Topali. Adrian Kasnitz hält am Samstag Vormittag einen Vortrag über die Entstehung der Anthologie.

Bei Constellation of Debt lesen u.a. Dimitris Allos, Orfeas Apergis, Iana Boukova, Giorgos Hantzis, Iordanis Papadopoulos und Lenia Safiropoulou (die alle in der Anthologie vertreten sind).

 

Schlachtgewicht, erste Leseeindrücke

Zwei Leseeindrücke zu Schlachtgewicht sind mittlerweile im Netz nachzulesen. Moritz Malsch von der Berliner Lettrétage sagt auf Literaturport: „Georg Leß evoziert eine eigentümliche Mischung aus Schönheit und Befremden, hohem Ton und trivialen Versatzstücken, Erschaudern und Kalauer, wie es sonst vielleicht nur ein sehr guter Horrorfilm schafft.“ Und Armin Steigenberger (Literaturzeitschrift außer.dem) schreibt auf Fixpoetry: „Die Gedichte von Georg Leß sind unkonventionell. Wäre da nicht eine Überschrift wie If Nancy doesn’t wake up screaming she won’t wake up at all, könnte man das zugehörige Gedicht vielleicht als ‚Landschaftsbild mit Lemur‘ bezeichnen. So werden urbane Erlebnisse mit Anklängen an Bukolik überschrieben, Kindheitserinnerungen zwischengeschnitten, alttestamentarische Wendungen angetäuscht und Landschaftliches verwoben mit Bildern aus der Tierwelt. Auch ein Titel wie Kondorlied täuscht ironisch an. Ein anderes Gedicht endet auf jetzt stellt sich ein Antwort aufrecht oder nie. Oft gibt es ein lyrisches Wir. Dazwischen stehen Gedichte mit unvermittelter Sie-Anrede. Doch auch das ist niemals Methode. Die spürbare Freude am Umgang mit Sprache ist dabei nur ein Nebeneffekt und man freut sich, dass bei Leß die Sprache selbst hochkreatives Spielareal ist.“

Schlachtgewicht

Parasitenabend in der Lettrétage, Berlin

Als Release von Schlachtgewicht (Georg Leß) findet im Kreuzberger Literaturhaus Lettrétage am 28. November 2013 der nächste Parasitenabend statt. Es wird eine Lesung zu den kleinen unbekannten Mitbewohnern, zu Urbanem und Urwüchsigem mit Georg Leß, Greta Granderath, Norbert Lange, Tom Bresemann, Gerhild Steinbuch und Simone Kornappel am Beamer. / Lettrétage, Mehringdamm 61, Berlin, 19.30 Uhr, Eintritt frei!

Schlachtgewicht