Mati Shemoelofs neuer Gedichtband Das kleine Boot in meiner Hand nenn ich Narbe, aus dem hier erstmals eine Auswahl in deutscher Übersetzung vorgestellt wird, enthält im hebräischen Original fünf Poeme, welche die Geschichte seiner Familie über mehrere Generationen hinweg in Form einer lyrischen Erzählung dokumentieren. Innerhalb der Poeme bildet jedes Gedicht eine selbständige Einheit, jedes einzelne ist eine schimmernde Perle in dem als Kette angelegten poetischen Text als Ganzem. In dieser Perlenkette klingen vielfältige Empfindungen und Erinnerungen an, ja ein nahezu vollständiger Lebensbericht ist hier zu lesen, der die eigene Biographie und Identität, den Lauf der Zeit und den sozialen ebenso wie den urbanen Raum erforscht, in dem der Schreibende sich als Dichter entfaltet. (Aus dem Nachwort von Yochai Oppenheimer.)
Den Band hat Gundula Schiffer aus dem Hebräischen ins Deutsche gebracht. Mati Shemoelof liest am 27. April in Leipzig (Auf nächtlicher Fahrt, Besser Leben), am 24. Mai bei den Frankfurter Lyriktagen und am 10. Juni beim Poesiefestival (Buchengarten der Akademie der Künste).
Mati Shemoelof: Das kleine Boot in meiner Hand nenn ich Narbe. Gedichte aus dem Hebräischen von Gundula Schiffer, 87 Seiten, Preis: 12,- € – ab sofort lieferbar

Mati Shemoelof ist ein arabisch-jüdischer Autor aus Haifa in Israel und lebt seit einigen Jahren in Berlin. In Israel hat er insgesamt 10 Bücher veröffentlicht: sieben Gedichtbände, eine Kurzgeschichtensammlung, einen Essayband und einen Roman. Seine erste Veröffentlichung in Deutschland war der Gedichtband Bagdad | Haifa | Berlin (AphorismA Verlag, 2019). Außerdem hat er ein Hörspiel geschrieben: Das künftige Ufer (WDR, 2018). In Berlin hat er zwei literarische Gruppen mitbegründet: Poetic Hafla – eine multi-linguale künstlerische Party, die den Immigranten-Kulturen in Berlin eine Stimme gibt. Die zweite Literaturgruppe Anu: Juden und Araber schreiben in Berlin schuf eine einzigartige Veranstaltungsreihe zum Verhältnis der nahöstlichen Kultur (jüdisch und arabisch) in Berlin. 2021 gewann die Gruppe ein Stipendium des Berliner Senats für ein viertägiges Festival, das die utopische Möglichkeit der Gründung einer Middle Eastern Union diskutierte. Einige seiner Texte waren schon in der Anthologie Was es bedeuten soll. Neue hebräische Dichtung in Deutschland enthalten.
Gundula Schiffer, geboren 1980, lebt als Dichterin und Übersetzerin in Köln. Sie schreibt Lyrik hauptsächlich auf Deutsch, daneben auf Hebräisch und übersetzt sich selbst ins Deutsche. Studium der Komparatistik, Kunstgeschichte und Philosophie sowie der hebräischen Sprache und Literatur in München und Jerusalem; Promotion zur Poesie der Psalmen (Beredtheit der Form, 2010). 2019 gab sie in der parasitenpresse gemeinsam mit Adrian Kasnitz die Anthologie Was es bedeuten soll. Neue hebräische Dichtung in Deutschland heraus. Nach Jerusalem-Köln (2017) und Gronau / Gauguin (2022) erscheint im April 2023 ihr dritter Lyrikband Hioba Hymore. Für die Arbeit an diesem Buch erhielt sie ein Dieter-Wellershoff-Stipendium der Stadt Köln. 2021 stand sie mit einem Langgedicht auf der Shortlist für den Lyrikpreis München.