Natur und Wald sind malträtiert

Über Mario Osterlands heimische Arten schreibt Martin Straub in Palmbaum. Literarisches Journal aus Thüringen (2/2018): „Natur und Wald sind malträtiert und können kein Refugium in dieser schnelllebigen Welt mit ihrer zerstörerischen Geschwindigkeit sein. »auf der Bremse standen wir lang genug / suchten uns in der Natur und fanden / faulige Rehe an ausgeleckten Kanistern krepiert«. Und an anderer Stelle heißt es: »Natur ist mehr als ein Bettvorleger / hält sich bereit in den Parks«. Zu diesem Thema gibt es beeindruckend gelungene Zeilen. Etwa in dem lyrischen Prosa-Text »hinter der Stadt«. »hinter der Stadt scheint die Sonne auf fruchtlose / Felder. nur an den Rändern blühen noch / Bahnschwellen. […] im Spätsommer sagt man ernten / sie hier manchmal Radios imitieren den Ruf des / Freiwilds das sich in den ausgebrannten Werk- / hallen sammelt.«“

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Feindliche Umgebungen

„Sehr gefallen haben mir (…) die Gedichte im Zyklus Fossile Gewässer, die inspiriert wurden von den Gedichten eines anderen Apokalyptikers und Sängers von Ruinen: den Vier Quartetten von T.S. Eliot. Diesen Zyklus finde ich, man verzeihe mir das abgegriffenste aller Urteile: wunderschön. Vielleicht weil sie das Bizarre, das in diesem Band dominiert, aufwiegen durch ihre feine Machart. Hier wird aus feindlichen Umgebungen eine tiefgehende Idee von Umbruch und Verlassenheit destilliert, hier findet, so mein Eindruck, eine Transformation statt“, schreibt Timo Brandt in einer Besprechung über heimische Arten von Mario Osterland auf Fixpoetry.

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Mario Osterland: heimische Arten

Private wie urbane Räume, die hier bedichtet werden, sind trostlos, das Rurale beiläufig, aber zunehmend rituell. Die Zeichen vergletschern! Was der Mensch nicht wahrnimmt: die Ränder zur ungewissen Zukunft als auch zur dunklen Vorvergangenheit zerfasern, es entstehen Fraßbilder, irgendwo im Düsteren schließt sich der Kreis …
Mario Osterland gelingt es, uns wie nebenbei Beklemmung und schließlich Grauen einzuflößen. Mit nur leicht angehobener Alltagssprache erzeugt er Unruhe und lässt, was wir sicher glaubten, zu uralten Nebeln zerschlieren. Am Ende des Bandes sind wir überzeugt, – schreibt Crauss in seinem poetischen Gruß – nicht die Einzigen zu sein, die sich vor dem Kommenden fürchten – aber die Letzten. Das finale Wort dieses Buchs: »Angst«!

Mario Osterland: heimische Arten. Gedichte, 42 Seiten, 9,- € – erscheint heute in der Reihe ‚Die nummernlosen Bücher‘ und ist ab sofort lieferbar

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Mario Osterland, geboren 1986, lebt in Erfurt. Studierte Germanistik, Komparatistik und Kunstgeschichte an der Universität Leipzig. In der parasitenpresse erschien bereits In Paris (2014).