Mira Mann: Kontrolle

Mit Kontrolle erscheint nun der dritte Gedichtband der Münchner Dichterin und Musikerin Mira Mann. In den drei Teilen des Bandes tastet sie sich schreibend vor in einer brüchigen Welt, auf der Suche nach neuen Sicherheiten, lotet Bindungen aus und stellt immer den Körper in den Mittelpunkt ihrer Wahrnehmung. Sie schreibt:

Ich schreibe, um Luft zu kriegen. Ich schreibe für meinen Körper.

Ich schreibe, um die Distanzen wieder zu erkennen, was ist nah, was ist fern.

Mein Körper, aufgerissen, keine Grenzen mehr, ich schreibe, um meine Grenzen wieder hochzuziehen.

Ich schreibe für Perspektivwechsel, üben, wo anders hinzuschauen.

Die Ruhe meines Studios, Staub, kaum Tageslicht, fünf kleine Halogenlampen über meinem Schreibtisch, ich bringe Bildbände mit, ich öffne sie, ich scanne die Bilder mit meinem Blick, ich taste sie ab.

Mira Mann: Kontrolle. Gedichte, 58 Seiten, Preis: 12,- € – ab sofort lieferbar

Mira Mann ist Autorin, Musikerin und Bookerin. Nach Gedichte der Angst und Komm einfach ist Kontrolle ihr dritter Lyrikband bei der parasitenpresse. Mit ihrer Arbeit erforscht sie die performativen Möglichkeiten von gesprochenem und geschriebenem Wort und Grenzbereiche zwischen Text, Körper und Musik. Mit der Gründung ihrer ersten Band candelilla (2001 – 2017) und der Realisation ihrer ersten eigenen Veranstaltungen 2001 positioniert sie ihr Schaffen im Kontext von Subkultur und (Pop-)Musik. Heute ist sie Kuratorin für Festivals wie das Frameworks Festival und betreibt ihre eigene Konzertreihe Intimacy Quarterly. Ihr Schreiben setzt bei ihrem Körper an, verortet sich radikal verletzlich im Grenzbereich von Macht und Ohnmacht.

Kontrolle bildet die Textgrundlage zu ihrem Debütalbum weich (Feb 2023, Euphorie Rec.) und ist in einer anderen Form auch als Literaturbeilage der 29. Ausgabe von Das Wetter – Magazin für Text und Musik erschienen.

Die Weltgeschichte ein Menschenfresser

„Mag die Weltgeschichte auch ein unverbesserlicher Menschenfresser sein, ich gebe nicht auf.“ Die Dankrede für den Kakehashi-Preis von Artur Becker, gehalten im Goethe-Institut Tokyo, ist jetzt in voller Länge in der Frankfurter Rundschau nachzulesen. Darin heißt es: „Aus einem Land zu kommen, in dem alles ständig verschwindet, die Grenzen andauernd verschoben werden und dessen Bewohner austauschbar sind, bringt mit sich – ist man Dichter – gewisse Aufgaben und sogar Verantwortung. Wie geht man poetisch, historisch, politisch, philosophisch und metaphysisch mit so einer Zerbrechlichkeit um?, fragt sich der Autor, der in Ermland und Masuren, dem ehemaligen Ostpreußen im heutigen Polen, geboren wurde und dort seine Kindheit und einen Teil seiner Jugend verbracht hat. Und warum spürt man diese Zerbrechlichkeit als verpflichtend gegenüber der Literatur und dem Menschen? Warum fühlt man sich schuldig und für all die Toten, die das wunderbare Land einst bevölkert haben, verantwortlich? Warum will man sie schließlich alle retten, die Toten und die noch Lebenden, die doch vielleicht gar nicht gerettet werden wollen oder gar müssen?“

Bücher von Artur Becker sind bei den Kollegen von weissbooks und Westend erschienen. Bei uns ist u.a. der Gedichtband Bartel und Gustabalda von ihm lieferbar.