Matthias Nawrat: Gebete für meine Vorfahren

Mit dem Gedichtband Gebete für meine Vorfahren stellt sich Matthias Nawrat erstmals als Dichter vor. Seine Gedichte sprechen von den Vergessenen der Geschichte und von denjenigen unserer Zeit. Sie sind konkret verortet in Berlin, Opole, Hyderabad oder Kabul. Sie sind Fahrten durch Landschaften und das in ihnen verborgene Wissen. Sie handeln von einer Kindheit in Polen, von Flucht und von Heimatlosigkeit. Sie befragen die europäische Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts und die der globalisierten Gegenwart.

Das Buch erscheint zur Frankfurter Buchmesse. Matthias Nawrat wird erstmals am 20. Oktober daraus lesen und zwar bei unsrem Verlagsabend und dem Abschluss unsrer Lesetour Dann kommen wir eben zu euch! im Hotel Lindley (Lindleystr. 17), 20 Uhr.

Matthias Nawrat: Gebete für meine Vorfahren. Gedichte, 68 S., Preis: 12,- € – erscheint zur Frankfurter Buchmesse

Matthias Nawrat wurde 1979 in Opole geboren. Er studierte Biologie in Heidelberg und Freiburg im Breisgau, danach Literarisches Schreiben am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel/Bienne. Er arbeitete als freier Wissenschaftsjournalist. Seit 2012 lebt er als freier Schriftsteller in Berlin. Er veröf- fentlichte Erzählungen, Essays, ein Tagebuch und die Romane Wir zwei allein (2012), Unternehmer (2014), Die vielen Tode unseres Opas Jurek (2015), Der traurige Gast (2019) und Reise nach Maine (2021). Für seine Bücher erhielt er zuletzt den Literaturpreis der Europäischen Union 2020.

Topologie des Schreibens

„Plätze, zu denen sich poetisch Schreibende hingezogen fühlen, sind mindestens so vielfältig wie ebendiese literarischen Personen, denen sie zuzuordnen wären, und vielleicht ist sich auch nicht jede davon überhaupt darüber im Klaren, wo ihr ureigener Platz zu suchen respektive zu finden sei: Ist es der Ort der Kontemplation, der Ort der Begegnung mit anderen, mit Ideen oder der Geschichte, eine Form von Heimat, sei sie aufgrund von Herkunft determiniert oder von einer erfolgreichen Suche nach ihr aufgefunden? Oder können diese Orte nicht sogar viele sein, den Imponderabilien des Geschicks geschuldet, eine im Vorhinein nicht vorhersagbare Anzahl von Würfelaugen? Patrick Wildens Schreibers Ort gibt auf diese Fragen mehrere Antworten“, schreibt Marcus Neuert bei literaturkritik.de. Und weiter: „So erlebt Patrick Wildens Lesegemeinde in Schreibers Ort literarisierte Ankünfte jenseits der Zeit. Denn dazu sind diese Gedichte von einer unprätentiösen, zeitlosen Schönheit, die sich auch in den verschiedenen Vers- und Strophenformen widerspiegelt, von freien, prosanahen Textblöcken wie in Klemmton über vielgestaltig freirhythmische und in unterschiedlichste Strophenkombinationen gegossene Verse bis hin zu einer fast formstrengen Sestine im titelgebenden Gedicht des Zyklus‘ Stadt Land Kuss. In dieser Überzeitlichkeit findet zudem auch beinahe wie von selbst eine Versöhnung der Nachmoderne mit dem Überlieferten statt.“

Motörhead & Sid

In der aktuellen Ausgabe des Bremer Punk-Magazins Trust (August/September 2021) sind gleich zwei unserer Bücher besprochen: motörhead klopstöck von Gerald Fiebig und Sid Wischi Waschi von Veronique Homann. Beide Bücher hat die Rezensentin (judith) gelesen. Fiebigs Texte erinnern sie an eine Textcollage. „Feinsinnig spürt der Autor der deutschen Vergangenheit nach. Trägt an Orten historische Schichten ab und entdeckt dort und im Hier und Jetzt, wie sich Geschichte verdichtet hat, wie sie sich begreifen lässt … Das gelingt ihm tatsächlich ziemlich gut.“ Homanns Gedichte sind dagegen „kurz aber eindrucksvoll. Oft lassen sie mehr aus … und genau das schafft eine ganz spannende Erfahrung beim Lesen“. Nicht nur Sid Wischi Waschi als „weichgespülte Version des Punk“ interessiert, sondern auch die Frage, was Kunst sei, die Homann auf „sehr dadaeske Weise“ beantworte. Auch unsere Empfehlung ist es, beide Bücher zusammen zu bestellen.

Gedichte atmen

„Dimkovskas Texte zeigen die Extreme von schwarz und weiß, bemühen sich zugleich aber um eine Palette reicher Grautöne. Man gewinnt zuweilen dein Eindruck, die Lyrikerin atmet ihre Gedichte, die aus ihr heraus müssen, die gegenwärtig sind und zugleich von zeitloser Aktualität. Sie spielt dabei nicht subtil mit Sprache, sondern sie lässt Bildern entstehen, die sie manchmal wie nebenbei kreiert“, schreibt Monika Vasik über Schwarz auf weiß von Lidija Dimkovska bei Fixpoetry. Sie „liebt Wendungen ins Surreale, die besonders dann überzeugen, wenn sie damit vermeintlich Triviales konterkariert oder das Unvermögen, etwas Unbegreifbares begreifen zu müssen, veranschaulicht. Und sie verfügt über leisen Witz, der manchmal in kleinen Wendungen aufblitzt, und neben der Melancholie gut seinen Platz findet. Ein eindrückliches Buch!“

Cover Dimkovska

Tiefenscharfer Blick

„Artur Becker wirft in seiner Dichtung einen tiefenscharfen Blick auf die Jetztzeit, die er mit der Vergangenheit korrespondieren lässt und leuchtet sie aus nach verborgener Metaphysik. Das große Repertoire an sprachlichen Bildern und Metaphern, klug verbunden mit historischem Wissen, macht dazu seine Lyrik äußerst lesenswert“, schreibt Matthias Ehlers über Bartel und Gustabalda von Artur Becker in einer Besprechung bei WDR5 Bücher. Und an einer anderen Stelle: „So führt uns Artur Becker in seinen Gedichten durch die Zeit, ‚jeden Tag aufs neue los‘, macht Halt im Aachener Dom und auf Capri, wo wir den römischen Kaiser Tiberius im Exil treffen. Hält inne bei dem Gedicht ‚An den Fotografen von Auschwitz Wilhelm Brasse‘, um dann weiter zu gehen nach Venedig und zum ‚Land der Dreitausend Seen und Wälder‘.

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Artur Becker: Bartel und Gustabalda

Neue Gedichte von Artur Becker versammelt der Band Bartel und Gustabalda. Die Gedichte führen uns in die Wälder Masurens, die niedersächsische Tiefebene oder auf Venedigs schwankende Gondeln. Auf der nie endenden Suche nach Schönheit und Liebe in dieser vertrackten Welt ist sich Becker immer um die schwierige Geschichte bewusst, die unter unseren Füßen liegt, und greift metaphysische Fragen auf.

„Der masurische Akzent verweist auf das Wesentliche der Beckerschen Lyrik: Sie ist gespickt mit für die deutsche Literatursprache ungewöhnlichen neuen Bildern, sie ist als Vorlage für Lieder geeignet und sie wartet mit über das Konkrete hinausgehenden Perspektiven auf. Seine Gedichte sind also nicht nur nützlich für unseren Kram auf der Erde, sie weisen darüber hinaus“, schrieb Bernd Gosau über Beckers Gedichte.

Artur Becker: Bartel und Gustabalda. Gedichte, 140 S., Preis: 14,- € – ist ab sofort lieferbar

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Artur Becker, geb. 1968 in Bartoszyce (Masuren), lebt seit 1985 in Deutschland. Becker schreibt Romane, Erzählungen, Gedichte und Essays. Zuletzt veröffentlichte er den Roman Drang nach Osten bei weissbooks.w, wo viele seiner Romane und Essays erschienen sind. Für sein Werk wurde er vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Adalbert-von-Chamisso-Preis und dem Dialog-Preis.

Peter Rosenthal: Ehrenfeld Alphabet

Das Ehrenfeld Alphabet von Peter Rosenthal beschreibt in 26 poetischen Notizen den Kölner Stadtteil Ehrenfeld. Das Ameisenhotel bei der ehemaligen Synagoge in der Körnerstraße, die Gedenkstätte für die Edelweißpiraten am Bahndamm, beobachtete Alltagsszenen im Schatten des Leuchtturms, auf den Plätzen und in den Straßen des ehemaligen Arbeiter-, Einwanderer- und Hipster-Veedels spielen eine wesentliche Rolle in den Texten. Erinnerung und Nachtleben vermischen sich genauso wie die verschiedenen Einflüsse, die verschiedenen Menschen, denen Peter Rosenthal auf dem Trottoir begegnet.

Mit dem Ehrenfeld Aphabet beginnen wir die neue Reihe Alphabete mit Stadtteil-Texten, die sich auf Spurensuche machen, die das aktuelle Leben beschreiben, aber auch den Wandel und die Geschichte eines Quartiers, Veedels oder Kiezes zu fassen versuchen.

Peter Rosenthal: Ehrenfeld Alphabet, 32 Seiten, Preis: 8,- € – ist ab sofort lieferbar

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Peter Rosenthal, geboren 1960 in Arad, Rumänien, lebt seit 1973 in Köln. Er ist tätig als Arzt in Ehrenfeld. Als Autor veröffentlichte er Entlang der Venloer Straße (2003), In die Zeit fallen (2013) und 33 Gedichte (2017). Außerdem gab er Venedig ist auch nicht viel größer als Ehrenfeld (2017) heraus und war Mitautor und Mitproduzent des experimentellen Kurzfilms Tigersprung (2017) über den Ehrenfelder Radrennweltmeister Albert Richter und seinen Manager Ernst Isidor Berliner.

Zerebraler Kontaktaufbau

„Fiebigs Lyrik ist lyrisch und kantig zugleich“, schreibt Martin Schmidt über nach dem nachkrieg in a3kultur, dem Feuilleton für Augsburg, „die Gedichte sind ein emotionaler und zerebraler Kontaktaufbau mit einem Steingebäude, das vor Historie flirrt. Fiebigs Worte sind eine Deutschstunde im doppelten Sinne: Geschichte, Gedichte, (alte und neue) Gewichte.“

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Das Echo der Kaserne

„Was sich da (in das Kasernengelände) eingeschrieben hat, dem spürt Fiebig in einem neuen Gedichtband nach“, schreibt die Augsburger Allgemeine über nach dem nachkrieg. Und weiter: „Ein sehr ungewöhnliches Kapitel Augsburger Geschichtsschreibung ist Fiebig an diesem Ort gelungen.“ Dass Lyrik auch Geschichte kann, freut uns natürlich.

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