Adrian Kasnitz: Kalendarium #8

Im achten Teil des Kalendariums von Adrian Kasnitz essen wir Brombeeren, Feigen und Gurken, riechen wir Lavendel und Fell. Wir reisen, zelten, gehen baden. Wir bekleckern uns, holen uns aufgeschürfte Haut und treiben in Plastik. Wir müssen Ausreden finden und Geständnisse machen. All diese Dinge, die man im August tut und die sich wie Staub auf Oberflächen legen, bis ein Regen auf sie prasselt.

„Mehr als Stein ist hier nicht / Stein, auf dem du ausruhst / dir den Knöchel brichst / aufritzt die Haut // nur die Zikaden begleiten dich / sie fallen in ihren nimmer / müden Gesang / lachen dich aus“.

Neben den Gedichten enthält das Buch wieder vier Collagen des Autors. Das Lektorat besorgte diesmal Wassiliki Knithaki. Die graphische Gestaltung stammt wie immer vom Kölner Büro Kikkerbillen.

Adrian Kasnitz: Kalendarium #8. Gedichte, 44 Seiten, Preis: 10,- € – ist ab heute lieferbar

Adrian Kasnitz, 1974 an der Ostsee geboren, aufgewachsen in den westfälischen Bergen, lebt in Köln. Von ihm erschienen zuletzt die Gedichtbände Kalendarium #1 bis #7 (parasitenpresse 2015-2021) und Glückliche Niederlagen (Sprungturm 2016), der zweisprachige Prosaband Pierre Huyghe hired me (parasitenpresse 2019) sowie der Roman Bessermann (Launenweber 2017). 2020 wurde er mit dem Dieter-Wellershoff-Stipendium der Stadt Köln ausgezeichnet.

Jazra Khaleed: Requiem für Homs

Im Langgedicht Requiem für Homs beschreibt der griechische Dichter Jazra Khaleed in acht Gesängen den syrischen Bürgerkrieg, die Kriegsverbrechen und Gräuel (in teils drastischen Bildern), die zur Zerstörung der Stadt Homs führten. Sein Mitgefühl ist auf Seiten der Bewohner:innen der Stadt, in deren Namen er Anklage gegen die kriegstreibenden Parteien führt, aber auch das Versagen der internationalen Staatengemeinschaft benennt: „Oh Menschheit, betrachte diese Stadt!“. Es ist ein eindringliches Antikriegs-Gedicht, das nun in der Übersetzung von Wassiliki Knithaki und Adrian Kasnitz auf Deutsch vorliegt.

Jazra Khaleed: Requiem für Homs. Gedicht aus dem Griechischen von Wassiliki Knithaki und Adrian Kasnitz, 42 S., Preis: 10,- € – ab sofort lieferbar

Jazra Khaleed (Pseudonym) ist Dichter, Übersetzer und Filmemacher. Er lebt in Athen und schreibt ausschließlich auf Griechisch. Seine Werke sind eine Anklage gegen Faschismus, soziale Ungerechtigkeit, Polizeibrutalität und Rassismus im heutigen Griechenland.

Seine jüngsten Veröffentlichungen sind Requiem pour Homs et autres poèmes (Marges en Pages, Frankreich, 2022), The Light That Burns Us (World Poetry Books, USA, 2021) und μα είν‘ αυτό ποίηση; (Teflon Books, Griechenland, 2020). Seine Gedichte wurden vielfach übersetzt und erschienen in The Guardian, The Los Angeles Review of Books, World Literature Today, Lichtungen, Modern Poetry in Translation, Glänta, Die Horen u.a. Auch in der Griechenland-Anthologie Kleine Tiere zum Schlachten (parasitenpresse 2017) ist er mit Texten vertreten.

Als Gründungsherausgeber des in Athen ansässigen Poesiemagazins Teflon und insbesondere durch seine dort veröffentlichten eigenen Übersetzungen hat er der griechischen Leserschaft die Werke von vielen amerikanischen, britischen, australischen, arabischen und deutschsprachigen politischen und experimentellen Dichter:innen nähergebracht. Seine Kurzfilme wurden auf vielen internationalen Festivals gezeigt.

Wassiliki Knithaki, geboren in Lüdenscheid, lebt in Köln, übersetzt gemeinsam mit Adrian Kasnitz aus dem Griechischen und ist die Mitherausgeberin der Anthologie Kleine Tiere zum Schlachten. Neue Gedichte aus Griechenland.

Adrian Kasnitz, geboren an der Ostsee, lebt als Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber in Köln. Zuletzt erschienen in der parasitenpresse Kalendarium #1 bis #7 (2015-2021). Gemeinsam mit Wassiliki Knithaki gab er die Anthologie Kleine Tiere zum Schlachten. Neue Gedichte aus Griechenland heraus und übersetzte er außerdem Texte von Giorgos Alisanoglou (für den Hausacher LeseLenz). Seine Übersetzung des lettischen Dichters Krišjānis Zeļģis (Wilde Tiere) stand auf der Lyrikempfehlungsliste der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung (2021).

Danae Sioziou: Nützliche Kinderspiele

Einer unbegreiflichen und verwirrenden Erwachsenenwelt stellt die griechische Dichterin Danae Sioziou ihre eigene Spielewelt gegenüber. Dabei zeigt sie das Spiel als den ewigen Versuch, Ordnung im Chaos zu schaffen, als Mittel der Selbsterkenntnis und damit als nützliche Kulturpraxis. In den Welten, die sie arrangiert, ziehen Spielsachen, Tiere, Pflanzen, Haushaltsgegenstände, Eltern, Großeltern, Gouvernanten und Lehrer, Märchenfiguren und übernatürliche Wesen umher – und werfen Fragen nach der Widersprüchlichkeit des Lebens auf. Es ist eine Traum- und Albtraumwelt zugleich, voller Vorstellungskraft und Wunder, voller Bedrohungen und Hindernisse, in denen Wunden, Ängste und Verdrängungen als Sensoren der Suche und Orientierung fungieren.

Danae Sioziou ist Gast beim Europäischen Literaturfestival Köln-Kalk am 6.-8. September 2019.

Danae Sioziou: Nützliche Kinderspiele. Gedichte aus dem Griechischen von Elena Pallantza und der Gruppe LEXIS, 62 Seiten, Preis: 10,- € – ab sofort lieferbar

Cover Sioziou

Danae Sioziou, 1987 geboren, aufgewachsen in Karlsruhe und in Karditsa (Thessalien / Griechenland), lebt in Athen. Sie studierte Anglistik, Europäische Geschichte und Kulturmanagement in Athen und Berlin. Für ihren ersten Gedichtband Nützliche Kinderspiele (erschienen im Verlag Antipodes) erhielt sie den Staatspreis für Junge Autor*innen und den Jannis-Varveris-Preis der Hellenic Authors Society. 

Elena Pallantza, 1969 in Athen geboren, unterrichtet Neugriechische Sprache und Literatur an der Universität Bonn. Mit der Gruppe LEXIS (Andreas Gamst, Anne Gaßeling, Rainer Maria Gassen, Milena Hienz de Albentiis, Christiane Horstkötter-Brüssow, Klaus Kramp, Alkinoi Obernesser) übersetzt sie neugriechische Literatur ins Deutsche.

AC Biblio in Athen

Am vergangenen Wochenende fand in Athen unser deutsch-griechisches Literaturtreffen AC Biblio statt. Die parasitenpresse und die Kölner Literaturzeitschrift KLiteratur trafen in einem Workshop auf den Verlag Antipodes und die Athener Literaturzeitschrift FRMK und sprachen über Bibliodiversität und Möglichkeiten der Kooperation.

Ermöglicht wurde das Treffen durch das Programm Transfer International des NRW KULTURsekretariats Wuppertal und des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW.

Fotos: (c) Adrian Kasnitz und Wassiliki Knithaki

AC Biblio / Athens Cologne Bibliodiversity

Das deutsch-griechische Literaturtreffen AC Biblio / ΑΚ Βιβλίο bringt Ende Januar 2019 Dichter*innen, Verleger*innen und Zeitschriftenmacher*innen aus Köln und Athen zusammen. Zum Thema Bibliodiversität treffen sich die Verlage Antipodes und parasitenpresse sowie die Literaturzeitschriften FRMK und KLiteratur zu einem internen Workshop, in dem folgende Fragen im Vordergrund stehen: Wie können kleine Verlage, Literaturzeitschriften und Autoreninitiativen in einem sich rasant entwickelnden Buchmarkt bestehen? Und wie können diese vier Akteure zusammenarbeiten, um einen stetigen deutsch-griechischen Literaturaustausch zu ermöglichen?

Der zweite Teil von ist die öffentliche Performance am Samstag, 26. Januar, um 19 Uhr, in der Buchhandlung Little Tree Books & Coffee in Athen, zu der alle eingeladen sind. Dort lesen die Dichter*innen aus Köln und Athen zweisprachig. Gäste des Abends sind Katerina Iliopoulou, Adrian Kasnitz, Kostas Spatharakis, Jonas Linnebank und Pavlina Marvin / Danae Sioziou. Musikalisch begleitet werden sie von Guido De Flaviis (Saxophon).

Das Literaturtreffen wir geleitet von Danae Sioziou und Adrian Kasnitz. Ermöglicht wird der Besuch in Athen durch Fördermittel aus dem Programm Transfer international des NRW KULTURsekretariats Wuppertal und dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf. Ein Gegenbesuch in Köln ist geplant.

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Blaukraut bleibt

„Mit Verve überbrückt sie die Distanzen zwischen Guatemala und Athen, Kassel, Lesbos und Smyrna, Meer und Himmel. Immer wieder kreuzen Flüchtlinge die Wege der Beobachterin. Dass sie sich so oft an Transitorten wiederfindet, ist kein Zufall. Für Michel Foucault etwa war das Schiff die Heterotopie par excellence. Der Ethnologe Marc Augé wiederum nannte den Flughafen als typischen Nicht-Ort, als Ort ohne Geschichte und gewissermaßen ohne Eigenschaften“, schreibt Jana Volkmann in der aktuellen Ausgabe des Freitag (50/2018) über Rettungswesen von Johanna Dombois. Und weiter: „Wenn sie anhand der Rettungswesten das Ankommen der Kriegsflüchtlinge in Griechenland erzählt, bedient sie sich einer Kulturtechnik, die man seit dem sogenannten Material Turn in vielen Geisteswissenschaften findet: Sie rückt die Dinge in den Mittelpunkt und betrachtet sie als Träger von Wissen über die Gesellschaften, die sie herstellen, verwenden und sich wieder von ihnen trennen – wie im Falle der entsorgten Rettungswesten.“ Den ganzen Text gibt es hier nachzulesen.

Cover Dombois

Johanna Dombois: Rettungswesen

„… aber ein paar Tage später fuhren alle gemeinsam ans Meer. Dort spülten sie die weiße Wäsche des Täuflings … Die Leibchen, jetzt salzig und deshalb noch lange feucht, zogen sie dem Kind wieder über. Das Meer wurde zur zweiten Haut derer, die es zuvor überquert hatten, um ihre erste zu retten.“ In den Texten der Kölner Schriftstellerin Johanna Dombois geht es um Textilien, um Flüchtende, das Mittelmeer, Griechenland und Deutschland. Lesbos, Piräus, Athen und die documenta sind ihre Stationen, der ehemalige Berliner Flughafen Tempelhof und der Köln-Bonner Flughafen. Orten, an denen Wege sich kreuzen, an denen Menschen sich begegnen, spürt sie nach. Ihre Textstücke vernäht sie zu einem textilen Kleid, in das man als Leser*in hineinschlüpfen kann.

Johanna Dombois: Rettungswesen. Prosa, 74 Seiten, Preis: 12,- € (paradosis, Bd. 12) – ab sofort lieferbar

Cover Dombois

Johanna Dombois (*1967, Berlin), lebt und arbeitet als Autorin in Köln, wechselweise in Griechenland; Dozentin für Künstlerisch-Wissenschaftliches Schreiben an der RSH Düsseldorf. Studium der Literatur-, Theaterwissenschaften und Kostümkunde in Berlin, Cambridge, Wien und Uppsala, Promotion über Richard Wagner, als Dramaturgin international an Opernhäusern und Medienkunstbühnen tätig. 2012 erschien bei Klett-Cotta Richard Wagner und seine Medien (zs. mit R. Klein), Nominierung zum
Buch des Jahres. Seither Fokus auf literarische Reportagen, erzählte und performative Essays, Biografiktion sowie Kurzepik.

Kleine-Tiere-zum-Schlachten-Festspiele in Berlin

Sowohl beim mehrtägigen deutsch-griechischen Literatursymposion Syn_Energy Berlin-Athens (17. bis 21. Oktober, Lettrétage und Heimathafen Neukölln) als auch beim Übersetzungsabend The Constellation of Debt (16.10. im Literarischen Colloquium) steht unsere Anthologie Kleine Tiere zum Schlachten diese Woche in Berlin im Rampenlicht.

Bei Syn_Energy lesen u.a. Vassilis Amanatidis, Phoebe Giannisi, Dirk Uwe Hansen, Katerina Iliopoulou, Jorgos Kartakis, Adrian Kasnitz, Jazra Khaleed, Jan Kuhlbrodt, Elena Pallantza und Maria Topali. Adrian Kasnitz hält am Samstag Vormittag einen Vortrag über die Entstehung der Anthologie.

Bei Constellation of Debt lesen u.a. Dimitris Allos, Orfeas Apergis, Iana Boukova, Giorgos Hantzis, Iordanis Papadopoulos und Lenia Safiropoulou (die alle in der Anthologie vertreten sind).