Valeria Correa Fiz: Zur Unzeit Winter

Unsere Reihe mit Literatur aus Südamerika und der spanischsprachigen Welt setzen wir fort mit dem Gedichtband Zur Unzeit Winter von Valeria Correa Fiz. Von Beziehungen handelt dieses Buch, von lebendigen, brüchigen, gestörten Beziehungen, von der Unmöglichkeit in Beziehung zu, auf jemanden (oder etwas) zu leben und es doch zu versuchen. „Ich weiß: ich hab dich in der Lobby gelassen mit diesen Leuten und bin gegangen / auf der Suche nach einer gewissen stillen Begierde.“ Nicht nur das erotische Beziehungsgeflecht schimmert hier sondern auch das Band, das uns mit Vätern, Müttern, Schwestern, mit Familie verbindet. Aber immer bleibt es verwirrend, immer ist es mehrdeutig, fleischlich wie in einem Bild von Egon Schiele, wo dem Lebendigen immer der Zerfall droht. Aber auch die sozialen und ökonomischen Faktoren von Abstand und Bindung kommen zur Sprache. 

Die Gedichte der argentinischen, in Madrid lebenden Dichterin Valeria Correa Fiz hat Nora Zapf ins Deutsche gebracht. Das Cover-Foto stammt übrigens vom griechischen Dichter Kiriakos Sifiltzoglou

Valeria Correa Fiz: Zur Unzeit Winter. Gedichte aus dem Spanischen von Nora Zapf, 58 Seiten, Preis: 12,- € – ab sofort lieferbar

Valeria Correa Fiz ist eine Schriftstellerin aus Rosario, Argentinien, die in Madrid lebt. Sie ist Autorin der Kurzgeschichtenbände La condición animal und Hubo un jardín, die auf der Shortlist des Premio Hispanoamericano de Cuento Gabriel García Márquez standen und im Finale des Premio Setenil (2017) waren. Außerdem veröffentlichte sie die Gedichtbände El álbum oscuro, El invierno a deshoras, Museo de pérdidas und Así el deseo. Ihr poetisches Werk wurde in Spanien mit dem Premio Internacional de Poesía Manuel del Cabral, dem Premio Internacional de Poesía Claudio Rodríguez und dem Premio de Poesía Clara de Campoamor ausgezeichnet. Einige ihrer Kurzgeschichten und Gedichte wurden in Anthologien aufgenommen und ins Englische, Italienische, Hebräische und Rumänische übersetzt. Seit über zehn Jahren koordiniert sie den Leseclub des Instituto Cervantes in Mailand, wo sie auch Workshops für kreatives Schreiben gibt.

Nora Zapf ist Lyrikerin, Übersetzerin und Lateinamerikanistin. Derzeit Habilitation über die Unterwelten in der lateinamerikanischen Prosa. Letzte Übersetzung: Sor Juana Inés de la Cruz: Erster Traum. Erscheint 2023 bei Turia + Kant in Wien. Lebt in Innsbruck und München. Bände: rost und kaffeesatz, parasitenpresse 2018. homogloben, gutleut 2018. Dioden, wie es Nacht (vierhändig), parasitenpresse 2021. Übersetzungen von ihr sind auch in Translator’s Choice. Übersetzen als poetische Utopie (2021) zu finden.

Mitschnitt der Wiener Krilit-Lesung

Bei den Kritischen Literaturtagen in Wien (Mai 2022) sind die Lesungen aufgezeichnet worden. Hier kann man die Lesung von Astrid Nischkauer und Adrian Kasnitz mit Texten aus Botswana, Myanmar, Argentinien, Chile, Kolumbien, Lettland und Kosovo, u.a. von Tjawangwa Dema, Di Lu Galay, Pablo Jofré, Catalina Garcés Ruiz, Arvis Viguls, Krisjanis Zelgis, Shpëtim Selmani u.a. Weitere Mitschnitte sind hier zu finden. Zur Reihe IntroVersIon mit lettischen Dichter*innen, von der Astrid im Video spricht, gelangt man hier.

Argentinisches Bücherpaket

Heute beginnen wir wieder mit unseren beliebten, vorweihnachtlichen Bücherpaketen. Den Aufschlag machen zwei Titel mit Argentinien-Bezug. In der lateinamerikanischen Reihe Barra de poesía erschien im Oktober der Band Füllhorn von José Villa aus Buenos Aires in der Übersetzung von Léonce W. Lupette. Im September starteten wir mit Señoritas eine neue Booklet-Reihe, die Text und Kunst zusammenbringt. Dort steht das Bild Señoritas des argentinischen Künstlers Gastón Liberto im Mittelpunkt. Dazu haben Christian Ingenlath und Kathrin Schadt Gedichte geschrieben. Das Ganze ist zwar in Barcelona angesiedelt, ist aber wiederum von der argentinischen Autorin Esther Andradi ins Spanische übersetzt. Beide Titel zusammen gibt es bei uns für 15,- €.

 

Señoritas

Am Anfang war das Bild Señoritas des argentinischen Künstlers Gastón Liberto. Auf seine Einladung hin haben die deutschen Autoren Kathrin Schadt und Christian Ingenlath unabhängig voneinander jeweils fünf Gedichte zu diesem Bild geschrieben. Die Texte wurden im weiteren Schritt mit und von der argentinischen Schriftstellerin Esther Andradi ins Spanische übersetzt. Libertos Arbeit ist eine Hommage an Pablo Picassos Les Demoiselles d’Avignon aus dem Jahr 1907, das als epochemachendes Werk in die Kunstgeschichte eingegangen ist.

Die Zusammenarbeit in Text und Bild erscheint nun als zweisprachiges Booklet (deutsch/spanisch).

Gastón Liberto, 1976, Argentinien. Studierte Kunst und Philosophie und gründete eine Zirkusgruppe, die bis heute aktiv ist. Zirkus und Karneval sind seit seiner Kindheit Inspirationsquelle für seine Bilder, sein ästhetisches Paradigma, in dem er seine Vision einer Verbindung zwischen Mensch, Maschine und Tier vereint. 2000-12 lebte er in Barcelona, heute wieder in Argentinien.

Christian Ingenlath, 1974, Deutschland. Er ist Mitveranstalter des Kultursalons Madame Schoscha und Autor der gleichnamigen Monatskolumne auf FIXPOETRY sowie Herausgeber der Anthologie Ragufeng (tauland-verlag). Er lebt in Berlin.

Kathrin Schadt, 1979, Deutschland. Studierte u.a. am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Mehrere Einzeltitel: Lilium Rubellum (Roman) und Der verlorene Stern (Kinderbuch). Sie ist Veranstalterin des Kultursalons Madame Schoscha und lebt in Berlin und Barcelona.

Gastón Liberto / Christian Ingenlath / Kathrin Schadt: Señoritas. Gedichte deutsch/spanisch, 28 Seiten, 9,- € (zur Zeit nicht lieferbar)  

Las Senoritas Cover

José Villa: Füllhorn

„Wahrnehmung, Zeit, Erinnerung – das sind die Themen dieser Gedichte. Und zwar nicht die Zeit, wie man sie auf den ersten Blick von einem Füllhorn erwarten könnte: Hier geht es nicht um Herbst und Ernte, um den Zyklus der Fruchtbarkeit und die Feier der Fülle. Zwar wird die Göttin Copia, als Allegorie der Fülle mit dem Cornucopia genannten Füllhorn dargestellt; sie ist damit aber auch Personifikation des Übermaßes und der .berfülle. Denn das Füllhorn ist vor allem eine Referenz auf die Bewegung zwischen dionysischem Exzess und dem darauf folgenden Absterben, auf den niemals endenden Übergang zwischen Exzess und Vergänglichkeit. Und diese Texte wimmeln vor Übergängen aller Art: metaphorischen, lexikalischen, visuellen, rhythmischen, zeitlichen“, schreibt der Übersetzer Léonce W. Lupette im Nachwort zum Gedicht-Zyklus Füllhorn von José Villa. Füllhorn erscheint heute in unserer Reihe Barra de Poesía – Lyrik aus Lateinamerika.

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TRAUBEN

Skizziert ein Chronogramm in seinem Kopf. Die Trauben erscheinen.

Hoch. Der Mann betrachtet sie. In abrupten Intervallen. Wie

abgebracht von seinem Weg: rote Fadenlinien

mit Nummern; Streichungen; Zeichen die sie ändern.

Die lauen Trauben. Zwischen Tageslichtern.

Unwirklich. Der Gedanke der Trauben setzt im nächsten Monat nicht an.

Gläsern. Blaues Samtfutter deckt sie.

Sie scheinen zu kreisen. Mit melodischer Natürlichkeit die ihre Form

zurückgewinnt. Um sich herum erwecken sie bloße Kehrseiten.

Benommene Punkte.

*

DER AUTOR

José Villa (geb. 1966 in Martín Coronado, Provinz Buenos Aires) ist ein argentinischer Lyriker und Vertreter der generación del 90. Er war Herausgeber der legendären Zeitschrift 18 Whiskys sowie Teil des Verlags Ediciones DelDiego. Veröffentlichungen: 8 Poemas (DelDiego, Buenos Aires 1998), Poemas largos (Ediciones 73, Bariloche 2005), Es un campo (Selecciones de Amadeo Mandarino, Buenos Aires 2006) und Camino de Vacas (Gog y Magog, Buenos Aires 2007).

DER ÜBERSETZER

Léonce W. Lupette, freier Autor, Übersetzer und Herausgeber zwischen Göttingen und Buenos Aires. Lyrik: Tablettenzoo (Luxbooks 2013). Übersetzung: John Berryman: 77 Dream Songs (Luxbooks 2015). www.karawa.net

José Villa: Füllhorn. Gedichte aus dem Spanischen und mit einem Nachwort von Léonce W. Lupette, 16 Seiten, 7,- € (Barra de Poesía Nr. 04)

Latinale 2013

Vom 15. bis 19. Oktober findet wieder das mobile lateinamerikanische Poesiefestival Latinale statt, diesmal in Berlin, Jena und Osnabrück. Zu Gast sind Autoren aus verschiedenen Ländern zwischen Argentinien und Mexiko, die auf deutsche Dichterkollegen und Übersetzer treffen. Das komplette Programm finden Sie unter Latinale.

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In der parasitenpresse sind in den vergangenen Jahren in Zusammenarbeit mit der Latinale folgende Lyrikhefte erschienen, die weiterhin in unserer Reihe barra de poesía lieferbar sind:

Damaris Caldéron: Sprache und Scharfrichter (Übersetzung: Odile Kennel), 2011

Damián Ríos: Überall das gleiche Licht (Übersetzung: Timo Berger und Tom Schulz), 2007

Germán Carrasco: Wir die wir keinen Karneval (Übersetzung: Timo Berger und Tom Schulz), 2005