Thomas Empl erhält Dieter-Wellershoff-Stipendium

Der Kölner Schriftsteller Thomas Empl erhält eins der beiden Dieter-Wellershoff-Stipendien der Stadt Köln. „Das Ende der Welt, wie wir sie kennen, ist das Thema von Thomas Empls Erzählungsband Der Gebrauch nackter Flammen. Mit einem breiten Ensemble an Figuren schildert er, mit welchen Absurditäten, Verzweiflungstaten und selbstausbeuterischen Arbeitsverhältnissen Menschen konfrontiert sind, wenn ihnen die Mittel zur offenen Revolte genommen sind. Thomas Empl illustriert diese Dilemmata durch genaue Beobachtungen und mit raffinierten Plot-Twists, die dem Ende der Welt eine Menge Humor abtrotzen können“ schreibt die Jury in ihrer Begründung. Wir freuen uns mit Thomas und gratulieren ihm herzlich!

Bis der neue Erzählungsband erscheint, dauert es noch ein Weilchen. Solange empfehlen wir seinen ersten Erzählungsband Ausbruch, der weiterhin lieferbar ist.

Poet ethischer Prinzipien

Morgen erhält Rafael Cadenas den Premio Cervantes in der Universidad de Alcalá. Eine Reportage von Peter B. Schumann im SWR2 stellt venezolanische Dichter vor. Das lesenswert Magazin (vom 16.4.) kann man hier nachhören. Die Preisverleihung wird bei Youtube (24.4., 12 Uhr) gestreamt. Der Gedichtband Klagelieder im Gepäck, in der Übersetzung von Geraldine Gutiérrez-Wienken und Marcus Roloff, ist nach wie vor lieferbar.

Alexander Rudolfi gewinnt beim Open Mike

Der Hannoveraner Schriftsteller Alexander Rudolfi gewinnt mit arber werden, einem Auszug aus seinem Debütband hyperlinklabyrinthe, einen der Preise beim 30. Open-Mike-Wettbewerb des Hauses für Poesie in Berlin. Einen Eindruck vom Wettbewerb vermittelt das Gespräch mit der Leiterin des Hauses, Katharina Schultens, das der rbb gestern früh sendete.

Wer sich fragt, wie das sein kann, dass das Buch schon einen Tag nach dem Wettbewerb erscheint: Offen gesagt, wegen der Einladung zum Wettbewerb mussten wir den Veröffentlichungstermin verschieben.

Die Weltgeschichte ein Menschenfresser

„Mag die Weltgeschichte auch ein unverbesserlicher Menschenfresser sein, ich gebe nicht auf.“ Die Dankrede für den Kakehashi-Preis von Artur Becker, gehalten im Goethe-Institut Tokyo, ist jetzt in voller Länge in der Frankfurter Rundschau nachzulesen. Darin heißt es: „Aus einem Land zu kommen, in dem alles ständig verschwindet, die Grenzen andauernd verschoben werden und dessen Bewohner austauschbar sind, bringt mit sich – ist man Dichter – gewisse Aufgaben und sogar Verantwortung. Wie geht man poetisch, historisch, politisch, philosophisch und metaphysisch mit so einer Zerbrechlichkeit um?, fragt sich der Autor, der in Ermland und Masuren, dem ehemaligen Ostpreußen im heutigen Polen, geboren wurde und dort seine Kindheit und einen Teil seiner Jugend verbracht hat. Und warum spürt man diese Zerbrechlichkeit als verpflichtend gegenüber der Literatur und dem Menschen? Warum fühlt man sich schuldig und für all die Toten, die das wunderbare Land einst bevölkert haben, verantwortlich? Warum will man sie schließlich alle retten, die Toten und die noch Lebenden, die doch vielleicht gar nicht gerettet werden wollen oder gar müssen?“

Bücher von Artur Becker sind bei den Kollegen von weissbooks und Westend erschienen. Bei uns ist u.a. der Gedichtband Bartel und Gustabalda von ihm lieferbar.

Rafael Cadenas in der FAZ

Über den Cervantes-Preis für Rafael Cadenas schreibt auch Paul Ingendaay in der Frankfurter Allgemeinen einen kleinen Kommentar: „Erinnerung an eine Szene auf der Internationalen Buchmesse von Guadalajara, Mexiko. Ein voller Saal, viele junge Menschen, manche fanden nur auf dem Boden Platz. Herein kam kein Rockstar, sondern ein alter argentinischer Dichter. Die jungen Menschen lauschten, wie er seine Gedichte vortrug, und den Gesichtern war nicht zu entnehmen, ob sie jedes seiner Bilder verstanden hatten, vom Gesamtsinn zu schweigen. Manchmal schien es, sein wunderbares Spanisch zog über ihren Köpfen hinweg durch den Saal und zum Fenster hinaus, um sich mit dem Nachthimmel zu verbinden. Aber in der Lyrik hat auch das Unverstandene Platz.“ Zwei Korrekturen/Ergänzeungen von unserer Seite: Es handelt sich um keinen argentinischen, sondern um einen venezolanischen Dichter. Und auch ein Gedichtband auf Deutsch liegt vor, („wo nur wenige seiner Gedichte je erschienen sind“) nämlich Klagelieder im Gepäck in der Übersetzung von Geraldine Gutiérrez-Wienken und Marcus Roloff und zwar seit 2018.

Cervantes-Preis für Rafael Cadenas

Der venezolanische Dichter Rafael Cadenas erhält den Cervantes-Preis (Premio Cervantes) für sein literarisches Werk. Mit einem Preisgeld von 125.000 Euro ist das der höchstdotierte Literaturpreis der spanischsprachigen Welt. „Die Sache mit dem Preis kann jeden verrückt machen“, sagte Cadenas gegenüber El País. „Ich brauche Zeit, um mich zu erholen, weil ich es immer noch nicht glaube.“ Die Preisverleihung findet am 23. April 2023 in der historischen Universität von Alcalá de Henares, wo Cadenas den Preis von Könige Felipe entgegennehmen wird. Befragt, was er dann anziehen wird, antwortete der 92-Jährige, eine Krawatte würde er niemals tragen.

Auf Deutsch liegt von Rafael Cadenas der Auswahlband Klagelieder im Gepäck in der Übersetzung von Geraldine Gutiérrez-Wienken und Marcus Roloff vor, der 2018 bei uns erschienen ist.

Alexander Estis wird Heilbronner Stadtschreiber

Alexander Estis wird Stadtschreiber in Heilbronn. In dieser Funktion wird er das Projekt Hauptstadt der Folgenlosigkeit literarisch begleiten. Die Stadtschreiberstelle wurde zum ersten Mal vom Verein Bund der Folgenlosen ausgelobt. Eine sechsköpfige Jury (Rainer Moritz, Nora Bossong, Claudia Ihlefeld, Heike Gfrereis, Ijoma Mangold und Anton Knittel) entschied sich für Alexander Estis, der von Mai 2022 bis April 2023 in Heilbronn wohnen wird. Das Projekt Hauptstadt der Folgenlosigkeit, das verschiedene Berliner und Heilbronner Theatermacher und Institutionen realisieren, fragt, wie ein Leben aussehen kann, das keine negativen Folgen für andere Lebewesen und Materien hat. Weitere Informationen finden sich auf der Seite des Vereins und in der Heilbronner Stimme. In parasitenpresse erschienen von Estis Handwörterbuch der russischen Seele und Legenden aus Kalk.