Die beiden Gedichtbände wenn ich asche bin, lerne ich kanji von Kathrin Niemela und als ich noch ein tier war von Sünje Lewejohann bespricht Hellmuth Opitz in einer Doppelbesprechung auf dasgedichtblog. „Bei Kathrin Niemela geht es aber gar nicht um Entzifferung, es geht auch nicht um Kanji, es geht um Inspiration. Allein, dass so ein faszinierendes Schriftbild den Wunsch in der Poetin weckt, in das Labyrinth dieses vielschichtigen Zeichensystems einzutauchen, zeigt, welche ungeheure Neugier, welcher Welthunger in den Gedichten von Kathrin Niemela steckt. Unterwegs sein, ist der Normalzustand bei ihr, ob tatsächlich auf Reisen zwischen Aufbruch und Ankunft oder im Kopf zwischen Geistes- oder Gefühlszuständen oder gar beim Klicken durchs Netz: Nichts entgeht diesem genauen Blick, der quasi im Vorbeigleiten seine Wahrnehmung schärft. (…) Kopfüber mitten in die Sprache, so kann man einen Gedichtband auch beginnen. Allein schon diese 20 Gedichte [des ersten Kapitels] beglaubigen die sprachliche Virtuosität von Kathrin Niemela und sind mit ihrem Anspielungsreichtum ein wahrer Fundus für Poesie-Aficionados.“
Und weiter: „Gerade mal knappe zwei Jahre ist es her, dass Sünje Lewejohann einen Gedichtband mit dem schönen Titel die idiotische wucht deiner wimpern vorlegte – einen sehr erfolgreichen Band mit radikalen, rasanten, sinnlichen Liebesgedichten, die einen Ton anschlugen, den man so noch nicht gehört hatte. Und jetzt kommt schon ein neuer Band: als ich noch ein tier war, heißt er und auch hier geht es um Sinnlichkeit. Aber nicht nur in Sachen offensiver Liebesgedichte, sondern auch im Hinblick auf den Titel um eine Art Rückbesinnung auf Instinkte und geschärfte Sinne, wie sie eben Tieren zugeschrieben werden. (…) Man bewegt sich durch die Gedichte von Sünje Lewejohann wie durch einen Dschungel, immer ist da das Gefühl, da lauern unberechenbare Bilder, da springt einen hinter dem nächsten Zeilenumbruch etwas Gefährliches an. Es ist eine Unbedingtheit in diesen Gedichten, die bis zur Aufgabe des Ichs reicht. ‚reinige mich aus deinem körper‘, so heißt ein Gedicht, ein anderes beginnt mit dem Vers: ‚dann lösch mich doch aus.‘ (…) als ich noch ein tier war – das sind Liebesgedichte von einer wilden, ungebändigten Zärtlichkeit, fordernd, offensiv, dunkel und sexy zugleich. Schön wie ein Kuss mit rauen, aufgesprungenen Lippen, die nach Holunder schmecken.“

