„Das Debüt der 27-Jährigen beschreibt ein ’ständiges Scheitern in der Welt. Ihr Lebenslauf ist leer, der Kopf ist voll.‘ Das ist schon mal ein gutes Statement in einer Gesellschaft, in der die Lebensläufe von Kindesbeinen an mit Zertifikaten und Qualifikationen gefüllt werden, eine erstaunliche Furcht vor dem Leerlauf herrscht und der Eichendorff’sche Taugenichts schon fast als eine Bedrohung der öffentlichen Ordnung gilt. Sandra Klose scheint genügend Zeit ihres der Leistungsgesellschaft entzogenen Lebens mit der richtigen Lektüre verbracht zu haben. Tagträume, eine beherzte Körperlichkeit und ein waches Auge und Ohr kondensieren in Miniaturen, die, jaja, schön und klug geschrieben sind. ‚mein schritt glüht / goldbarren klimpern in der tasche / daneben sitzt ein affiges reden / wie es eben so in der bahn redet / mein schritt sprüht / ich rieche mich gegen den wind / hafenluft frei wie ein kaltes bier …‘ – das kann man in Salons wie in Kaschemmen zitieren, ohne sich damit zu blamieren. Ihr Verlag schreibt, dass das Büchlein durch die Decke gehen möge, denn ’sie braucht das Geld‘. Die alten Säcke haben die Nobelpreise und die Sendezeit bei Hubert Winkels – also, liebe Leserinnen und Leser, öffnet eure Schatullen für die Debütantin. Die Welt bedarf der Taugenichtse“, schreibt Mario Pschera über Hotel Rhizom im Lyrik-Spezial des neuen deutschland (20./21.11.).
In der gleichen Ausgabe findet sich auch ein Hinweis (vom selben Autor) auf Auf dem Kopf durch die Nacht von Adalber Salas Hernández. „Der 1987 geborene Salas Hernández vermag Venezuela nur noch als einen Höllenkreis des Dante Alighieri zu beschreiben. Der Fluch des Treibstoffs, ein Operetten-Sozialismus der prunkenden Uniformen, die ewige Wiederkehr der Caudillos, der Hunger, die Toten auf den Straßen. Hernández hat seine Kindheit und Jugend in Caracas verbracht, der Stadt ‚voller Puppen aus Wachs‘. Kein schöner Stoff ist das, eine formsichere Anklage schon. Ein Aufruf zum Handeln, und also Poesie in großer Tradition. Salas Hernández weiß die Fußstapfen auszufüllen.“

