Freizeit und Nichtstun sind mir wichtig

„Die Wildheit der Gedichte des 1985 geborenen Krišjānis Zeļģis, der nach allerhand Berufs- und Auslandserfahrungen inzwischen als Bierbrauer in Riga lebt, ist vielleicht ihrem scharfen, unparteiischen Blick geschuldet. Menschen haben Probleme, werden aus ihren Wohnungen geworfen, der Strom ist abgestellt, und das Eisfach taut auf: ‚mir ist kalt / kauf Suppe / Schatz‘. Menschen schnorren sich durch WGs, stehlen Essen, klauen Geld, „und die Fischschuppen in meinem Portemonnaie stehen für Wohlstand“. In einem Text verfolgt das lyrische Ich in einem Zug die Diebin seiner Schuhe und schlägt sie: ‚das Blut tropft aus ihrer Nase auf ihren Rock / Entschuldigung sage ich‘, nur um anschließend festzustellen, dass ihm inzwischen sämtliche Fischkonserven geklaut worden sind: ’niemand hat was gesehen / niemand / hat was gesehen‘.

Man hört diese Worte förmlich ausgesprochen, lakonisch, doch mit unterdrückter Wut, sie zwingen die Leser zu einer Positionierung. Zeļģis setzt Wiederholungen geschickt ein, ihre Rhetorik, der ständige Dialog, ist eine Stärke der Gedichte: ‚mir ist Freizeit wichtig und Nichtstun / Freizeit und Nichtstun sind mir wichtig'“, schreibt Patrick Wilden über Wilde Tiere bei Fixpoetry.

Und weiter: „Wer die lakonischen, von einer spannungsreichen Menschlichkeit durchzogenen Texte von Adrian Kasnitz kennt, der seine ersten Lebensjahre an der Ostsee nicht weit von Zeļģis’ Heimat verbracht hat, erkennt bald, daß Autor und Nachdichter im Band Wilde Tiere schier idealtypisch zusammengefunden haben“.

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